Essen. Den Lockdown nutzte Alvaro Soler für das Album „Magia“. Im Interview zeigt er sich überrascht, wie erfolgreich seine spanischsprachige Musik ist.

„Magia“ – Magie – welch wohlklingender Name. Eben jene Magie scheint Alvaro Soler auch auf dem gleichnamigen neuen Album versprühen zu wollen. Das Magische liegt bei dem 30-Jährigen dabei irgendwo zwischen vertonten Urlaubsgefühlen und positiven Gedanken. Mit dieser Mischung hat sich der Mann aus Barcelona auch hierzulande eine große Fangemeinde erspielt – auch, wenn seine Lieder hauptsächlich auf Spanisch singt. Warum die Sprachbarriere kein Problem ist und was der Weltenbummler eigentlich unter Heimat versteht, darüber hat Alvaro Soler mit Kirsten Gnoth gesprochen.

Ihr Album ist größtenteils auf Spanisch. Manche Fans hierzulande werden nur Bahnhof verstehen. Wie klappt es trotzdem mit der Völkerverständigung?

Alvaro Soler: Das ist krass, dass die Musik trotzdem solch eine Power hat und die Energie rüberkommt. Das ist das besonders wichtig bei meinen Songs. Es macht mich sehr glücklich, dass verschiedene Sprachen und Kulturen durch eine Musik verbunden werden. Ich bin selbst in verschiedenen Städten und Ländern aufgewachsen und weiß, wie schwierig es ist, die Kulturen zu verbinden. Eben weil sie so verschieden sind und die Menschen auch andere Denkweisen haben. Bei mir funktioniert diese Verbindung über die Musik.

Könnten Sie allen, die keinen Grundkurs Spanisch hatten, dennoch verraten, worum es in den beiden Songs „Magia“ und „Mañana“ geht?

„Magia“ ist im März rausgekommen, und zwar als erste Albumauskopplung. Geschrieben habe ich das Lied während des Lockdowns. Das war ein Moment der Hoffnung und auch Wunschdenken von mir. Ich habe mir vorgestellt, was ich alles gerne machen möchte und darüber handelt der Song. Es geht darum, die Freude in den kleinen Dingen des Lebens zu suchen – Film schauen, Kochen, Sonnenstrahlen auf dem Balkon. Die allerneueste Single „Mañana“ ist in Zusammenarbeit mit Cali Y El Dandee entstanden. Das sind zwei Kolumbianer, die ich vor langer Zeit auf einem Festival kennengelernt habe. Wir haben den Song hin und her geschickt.

Klingt kompliziert.

Ich habe es bis jetzt geschafft, mich mit jedem Künstler, mit dem ich einen gemeinsamen Song gemacht habe, auch zu treffen. Das ging jetzt nicht. Sie haben den Song in LA aufgenommen und dort auch das Video gedreht. Ich war dafür in Mexiko. Alles nicht so schön wie sonst, aber die Kommunikation hat trotzdem super geklappt.

„Ich würde für mich keine deutschen Songs schreiben“

Interessant ist, dass Sie auch schon mal Songs für andere Künstler wie Vanessa Mai auf Deutsch geschrieben haben. Warum nie für Sie selbst?

Dieser eine Song hat seinen Weg gefunden. Manchmal schreibt man welche, die einfach irgendwo stecken bleiben. Vanessa Mai hat die Ballade mit auf ihr Album genommen. Aber ich würde für mich selbst keine deutschen Songs schreiben, weil ich noch voll auf Spanisch programmiert bin.

Das klingt nach einem „vielleicht irgendwann“.

Es gibt keine Ausrede, es nicht zu machen. Der Moment muss einfach stimmen und das Gefühl muss passen. Momentan bin ich noch ein bisschen mit dem neuen Album überfordert. Aber vielleicht kommt es, wenn ich wieder etwas mehr Zeit habe und in Ruhe darüber nachdenken kann.

Mit Ihrer spontanen Version von „MFG“ von den Fantastischen Vier bei „The Voice Kids“ konnten Sie definitiv schon mal punkten. Was hat Sie an dem TV-Format gereizt?

Auch interessant

Vor allem die Energie der Kids. Viele von denen sind mit „The Voice“ regelrecht aufgewachsen und für viele ist es ein Traum, dabei zu sein. Es ist so schön zu sehen, wie glücklich die Kinder sind. Außerdem sind sie so talentiert, viel talentierter als wir Coaches, weil wir alle viel später mit der Musik angefangen haben. Mich hat es gereizt mit ihnen zu arbeiten und zu sehen, wie schnell sie neue Sachen lernen. Außerdem hat mich der Überraschungsfaktor bei den „Blind Auditions“ gereizt.

Könnten Sie sich vorstellen, noch einmal im Drehstuhl Platz zu nehmen?

Voll gerne.

Sie wollten sich 2020 eigentlich eine längere Auszeit nehmen. Die sah bestimmt anders aus, als geplant?

Ja. In meiner Auszeit wollte ich ein bisschen mehr reisen, Familie und Freunde sehen. Das hat gar nicht geklappt. Am Ende war doch wieder alles über Facetime. Ich war so lange vorher unterwegs und hätte es echt gebraucht. Trotzdem war es gut für mich, um runter zu kommen. Ich hatte vor dem Lockdown ein Studio bei mir zu Hause eingebaut – ohne zu wissen, dass ich es so schnell brauchen werde. Aber ich habe fast das ganze Album „Magia“ dort aufgenommen.

„Wir haben die Verbindung zur Musik und den Menschen verloren“

Stimmt es, dass die Fans neue Songs von Ihnen eingefordert haben?

Ja, das war total schön. Jeder von uns Musikern hat sich zum Anfang der Pandemie recht nutzlos gefühlt. Plötzlich war alles weg – alle Touren mussten verschoben werden. Das war bei mir nicht so ein großes Problem, weil ich nur einzelne Festivals geplant hatte, schade war es aber trotzdem. Ich hatte mich so darauf gefreut, meine Lieblingsfestivals zu spielen. Wir haben die Verbindung zur Musik und den Menschen verloren. Einfach weil Musik auch so viel mit Menschen zu tun hat. Man kann seine Musik plötzlich nicht mehr mit Menschen teilen. Plötzlich kamen ganz viele Nachrichten auf Instagram: „Hey Alvaro, wo bist du? Warum hast du keinen Song rausgebracht – in dem Jahr, in dem wir es so dringend brauchen?“ Sie haben mich dann inspiriert, die richtige Single rauszusuchen. Und das war „Magia“.

Viele Künstler sagen über Ihr neuestes Album, dass es das Beste ist, was Sie rausgebracht haben. Ist das bei Ihnen auch so?

Ja, das sage ich auch (lacht). Für mich fühlt es sich aber auch wirklich so an. Wenn man das Gefühl hat, dass das vorherige Album besser war, ist irgendetwas falsch gelaufen. Ich sage das auch nicht, weil es ein neues Album ist, sondern weil die Songs wirklich anders sind. Sie haben sich mit mir weiterentwickelt und ich bin happy, diese Facetten zeigen zu können.

Das Album ist fertig. Gönnen Sie sich denn jetzt eine richtige Pause?

Alvaro Soler in Oberhausen – Die Fotos vom Konzert

Alvaro Soler sang am Donnerstag in der Arena Oberhausen. Der deutsch-spanische Pop-Sänger ist unter anderem aus der Fernsehsendung „Sing meinen Song“ bekannt. 
Alvaro Soler sang am Donnerstag in der Arena Oberhausen. Der deutsch-spanische Pop-Sänger ist unter anderem aus der Fernsehsendung „Sing meinen Song“ bekannt.  © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
Alvaro Soler sang am Donnerstag in der Arena Oberhausen. Der deutsch-spanische Pop-Sänger ist unter anderem aus der Fernsehsendung „Sing meinen Song“ bekannt. 
Alvaro Soler sang am Donnerstag in der Arena Oberhausen. Der deutsch-spanische Pop-Sänger ist unter anderem aus der Fernsehsendung „Sing meinen Song“ bekannt.  © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke
1/15

So eine richtige Pause ist das nicht. Wenn man ein Album rausgebracht hat, geht es nochmal richtig los. Es ist vielleicht eine kreative Pause vom Songschreiben, aber dafür hat man andere Dinge zu tun – Promo, die Tour, Interviews.

Sie haben es vorhin schon kurz angesprochen. Sie sind in vielen Kulturen zu Hause, haben in Spanien und Japan gelebt und leben nun in Deutschland. Kommt da überhaupt ein Gefühl von Heimat auf?

Die Heimat ist in einem selbst. Ich bin in Barcelona geboren und aufgewachsen und in Spanien hat man ein Ur-Herkunftsgefühl, finde ich. Ich verbinde mit der Stadt so viel. Dort wurde mein Herz zum ersten Mal gebrochen, es sind dort die ersten Tränen geflossen und, und, und. Außerdem ist meine Familie dort. Berlin ist da ganz anders.

Sie arbeiten momentan auch an einem Buch. Können Sie dazu schon etwas verraten?

Ich habe zusammen mit Christine Dohler, einer sehr guten Autorin, ein Buch geschrieben. Es gab schon öfter Anfragen in die Richtung, aber ich habe nie den Sinn dahinter gesehen. Ich habe immer gedacht, ein Buch könne man erst schreiben, wenn man Phil Collins ist. Es sollte nicht so etwas sein wie „Hey, guckt alle her, hier ist meine Biografie. Ich bin ja so ein toller Typ“. Das Buch erzählt meine Geschichte mit den verschiedenen Kulturen. Es geht um Heimatfindung, um Reisen, um Schulwechsel und um Musik. Es gibt einige lustige Geschichten zu Musikvideo-Drehs zum Beispiel. Ich spreche in dem Buch aber auch über Dinge, die mich beschäftigen: Nachhaltigkeit, Vintage-Klamotten, Inspiration – einfach alles, was mich ausmacht.

„Der Auftritt mit Jennifer Lopez hat mich fertig gemacht“

Da findet sich sicher auch die Geschichte von Ihrer Kollaboration mit Jennifer Lopez wieder, oder?

Auch interessant

Das Buch fängt sogar damit an. In dem Zusammenhang hatte ich einen Moment, in dem ich dachte, es sei alles vorbei. Ich bin mit J.Lo damals in Las Vegas aufgetreten und habe mich gar nicht selbst auf der Bühne gehört. Dann habe ich völlig falsch angefangen, loszusingen. Das hat mich fertig gemacht, weil ich dachte: „Du hattest diese eine Chance und die ist jetzt weg.“ Der Moment war hart. Sechs Jahre später bin ich immer noch hier. Ich wollte mit dieser Geschichte den Leuten zeigen, dass ich auch nur ein Mensch bin. Es ist völlig ok, auch mal Angst zu haben. Alles in allem war die Zusammenarbeit mit J.Lo einfach krass. Wenn man bedenkt, dass man vorher mit seinem Bruder zu Hause Musik auf dem Keyboard gemacht hat und plötzlich mit J.Lo auf der Bühne steht. Ich hoffe diese Geschichte inspiriert viele Menschen, auch Musik zu machen.

Wo geht die Reise für Sie jetzt hin?

Es kommt dieses Jahr noch Vieles raus. Ich habe eine schöne Sache mit Amazon in Barcelona aufgenommen. Wir haben zum ersten Mal ein paar Songs vom Album gespielt. Auch mit einem Kinderchor zusammen. Und haben das dann in einem Video verpackt. Nach dem Album kommen auch noch ein paar andere Songs raus, die losgelöst vom Album sind. Ich habe noch nichts davon gesehen und bin sehr gespannt. Das Buch kommt im September raus. Ein paar Konzerte stehen im August auch noch an.

Fleißig. Sitzen Sie oft am Klavier oder der Gitarre und machen was?

Nicht immer. Das Ambiente muss stimmen. Wenn ich in Arbeitsstimmung bin, dann ja. Aber ich kann zum Beispiel nicht im Urlaub arbeiten – dann bin ich voll im Urlaubsmodus und vergesse die Hälfte von Dingen, die ich noch erledigen wollte. Aber ich habe nach einem Konzert in Barcelona kürzlich auch noch ein paar Tage Urlaub drangehangen. Das Konzert war vielleicht das beste meines Lebens – einfach auch, weil wir wieder vor 1500 Menschen spielen und endlich wieder richtigen Applaus hören konnten.


>>>INFO: Alvaro Soler auf Tournee

Termine: 11.8. Bonn (Kunstrasen), 20.8. Dinslaken (Freilichtbühne Burgtheater), 22.3.22 Düsseldorf (Mitsubishi Electric Halle), 22.8.22. Bochum (Zeltfestival Ruhr).

Karten gibt’s ab ca. 50 € unter anderem unter 0201/804 60 60 und auf www.ruhrticket.de