Essen. Eigentlich schimpft Gerburg Jahnke über die „alten, weißen Männer“, jetzt holt sie sich in ihrem neuen Programm drei Exemplare auf die Bühne.

Wer sich für Kabarett interessiert, der kommt an einer Frau nicht vorbei: Gerburg Jahnke ist ein Urgestein in der nordrhein-westfälischen Kleinkunstszene. Angefangen als Teil des erfolgreichen Kabarettduos „Missfits“ bespielt die gebürtige Oberhausenerin seit mehr als 15 Jahren die Bühnen des Landes alleine – zumindest fast. In ihren Kult-Programmen wie „Ladies Night“ und „Frau Jahnke hat eingeladen“ holte sie sich weibliche Unterstützung auf die Bretter. Warum die 67-Jährige jetzt an dem bewährten System sägt und weshalb sie keine Jeanne d’Arc der Comedy ist, hat sie Maxi Strauch im Interview erzählt.

„Frau Jahnke hat eingeladen“ bewährt sich jetzt seit über zehn Jahren. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Eine einfache, aber einzigartige Idee: Lade sehr gute Künstlerinnen ein und mache eine Show, mit immer wieder wechselnden Besetzungen. Die Einzige, die immer dabei ist, bin ich.

Statt den bewährten Kolleginnen scharen Sie in „Mann, Mann, Mann, Frau Jahnke“ im Mai ausschließlich Männer um sich. Wie kommt das?

Es war die reine Neugier, wie das werden wird. Wir vier haben es ein Mal ausprobiert und festgestellt: Macht großen Spaß! Uns und dem Publikum. Also machen wir es wieder.

Dabei lassen Sie ansonsten kaum ein gutes Haar vor allem an „alten weißen Männern“. Gibt es also doch ein paar gute Exemplare?

Ja, die drei Herren sind weiß, nicht mehr dreißig und Männer. Das ist aber auch schon alles, was die Jungs mit dem Klischee zu tun haben. Und ich empfinde es als Ehre, dass sie mit mir zusammen auf der Bühne stehen. Grandioses Kabarett, herrliche Komik, großartige Kollegen! Merkt man, dass wir uns mögen? (grinst)

Jetzt sind Eckenga, Knebel und Schmickler an der Reihe – stehen noch andere Kollegen auf Ihrer Liste?

Nein.

Wie wird sich das Programm zum üblichen „Frau Jahnke hat eingeladen“ unterscheiden?

Was ist ein „übliches“ Frau-Jahnke-Programm? Ich erzähle meine Geschichten, die Jungs die ihren. Mag sein, dass ich mich gehen lasse und dabei etwas männerfeindlicher werde? Oder mich über meine Geschlechtsgenossinnen amüsiere? Möglich ist alles. (lacht)

Gibt es Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Humor?

Ja, das ist eine alte, aber gute Frage. Humor ist immer auch eine Waffe. Und es ist ungewohnt – immer noch –, dass Frauen sie benutzen. Klappt aber gut! (lacht)

Während andere nach mehr Frauen in der Branche rufen, drehen Sie jetzt den Spieß ausnahmsweise um. Haben Sie Sorge, dass das gar nicht gut ankommt bei Ihren Anhängerinnen?

Seit so langer Zeit habe ich Spaß an KünstlerInnen. Ohne dass wir oder das Publikum – in dem übrigens auch immer mehr Männer sitzen – eine Feminismus-Polizei bräuchten. Wir können es uns leisten, auch mit Kollegen zusammen zu arbeiten.

Andererseits haben Sie in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen, dass es sehr wohl sehr lustige Frauen im Kabarett gibt. Genug getan oder liegt noch mehr Arbeit vor Ihnen?

(lacht) Ich sehe mich nicht als die Jeanne d’Arc der Comedy. Oder sollte man bei meinem Alter eher über die Mutter Teresa sprechen? Wir haben vor langer Zeit als Missfits gelernt, wie schwierig es für Frauen ist, in der Szene wahrgenommen zu werden. Und vor allem: ernstgenommen. Außerdem bin ich ein Gruppentier. Ich mag nicht zwei Stunden allein auf der Bühne stehen. Also eine Win-Win-Win-Situation. Für mich, für die Kolleginnen, für das Publikum. Ist das nicht wunderbar?

In der Branche steigt die Zahl weiblicher Gastgeber – auf der Bühne, im Fernsehen, Podcasts – langsam, aber stetig. Warum verstummt der Ruf nach „mehr lustigen Frauen“ noch immer nicht?

Es stimmt, dass immer mehr Frauen auf Bühnen und im TV zu sehen sind. Das ist gut so. Eine reelle Gleichstellung ist das noch nicht. Es muss noch viel selbstverständlicher werden, dass Frauen ein Teil der Kunst sind. Zum Beispiel dürfte keine Redaktion es merkwürdig finden, dass bisweilen mehr Frauen als Männer in einer Sendung zu sehen wären.

Was muss sich tun?

Ach, es tut sich ja schon was. Es dauert sehr lange, bis sich so alte verkrustete Strukturen lösen. Geduld und Hartnäckigkeit, die Frauen sind eh nicht mehr aufzuhalten.

Sie sind seit fast 40 Jahren im Geschäft, sind preisgekrönt: Was kommt als nächstes?

Och. Mein Plan ist, nur noch das das zu tun, was mir Freude macht. Was für ein Luxus, gell?!? (lacht)

Gerburg Jahnke: Mann, Mann, Mann, Frau Jahnke, 19.5. Gelsenkirchen (ausverkauft), 23.5. Köln (20 Uhr, Theater am Tanzbrunnen), 24.5. Essen (20 Uhr, Lichtburg). Karten ab 33,20 € gibt’s unter anderem auf www.ruhrticket.de.