Düsseldorf. Anna Hiltrop ist Model – und Botschafterin für Rhine Cleanup. Die Düsseldorferin, zurück von der Fashion Week, über den Zwiespalt in ihrer Zunft.

Sie ist ein Model und sie sieht nicht nur gut aus, sie tut auch Gutes: Anna Hiltrop ist Botschafterin des Rhine Cleanup 2021, dem Großr(h)einmachen am Ufer nicht nur ihrer Heimatstadt Düsseldorf. Die 27-Jährige, die gerade noch bei der Fashion Week in Berlin gelaufen ist, packt auch selbst tatkräftig mit an – in orangefarbenen Handschuhen und mit Müllbeutel und Greifarm bewaffnet.

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Für Anna Hiltrop eine Selbstverständlichkeit, wie sie uns exklusiv im Interview verrät: „Ich mache das seit meiner Kindheit, beim Spazierengehen oder am Strand den Müll aufzuheben. So bin ich erzogen worden.“ Warum ihr das wichtig ist, warum es für uns alle wichtig ist, macht die gebürtige Oberhausenerin an einem anschaulichen Beispiel klar: „Der Abfall, der in unseren Flüssen und Meeren landet, findet letztlich auch den Weg in unseren Organismus. Man kommt pro Woche in seinem Magen auf Mikroplastik in der Größe einer Kreditkarte.“ Nicht cool.

„Jemand, der Ahnung von Mode hat“: Model Anna Hiltrop zeigt eine neue Kreation des Modelabels Rebekka Ruetz im Kraftwerk Berlin. Auf der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin wurden die Kollektionen für Frühling/Sommer 2022 vorgestellt.
„Jemand, der Ahnung von Mode hat“: Model Anna Hiltrop zeigt eine neue Kreation des Modelabels Rebekka Ruetz im Kraftwerk Berlin. Auf der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin wurden die Kollektionen für Frühling/Sommer 2022 vorgestellt. © dpa | Annette Riedl

50.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Anti-Abfall-Aktion bedeuten doppelt so viele helfende Hände wie bei der vergangenen Auflage. Darüber freut sich Anna Hiltrop besonders, zumal sie als prominente Persönlichkeit auch Vorbildcharakter genießt, nicht zuletzt über die sozialen Medien (39.000 Anhänger allein bei Instagram): „Ich finde es ganz wichtig, seine Reichweite auch sinnvoll zu nutzen.“

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Dabei sieht sich das Model durchaus auch dem Vorwurf der Doppelmoral ausgesetzt. „Das muss ich mir natürlich immer wieder gefallen lassen, weil ich eben durch meinen Job viel reisen muss. Das ist mein Manko.“ Sie versuche aber, dies durch ihren privaten Lebensstil zu kompensieren. „Ich kaufe zum Beispiel nachhaltige Jeans. Es macht schon einen Unterschied, auch fürs Gewissen, ob für die Produktion 1000 oder, wie bei Fast Fashion, 8000 Liter Wasser verbraucht werden.“

Gerade weil ihr bewusst sei, dass „das Mode-Business nach der Chemieindustrie der zweitgrößte Umweltverschmutzer ist“, versuche sie selbst, Zeichen zu setzen. So kauft Anna Hiltrop auch Second Hand, „oder ich leihe und tausche mit Freundinnen und meiner Mama“. Bei Schuhen etwa gebe es mittlerweile auch nachhaltige Linien, die „trotzdem tragbar“ sind – „auch für jemanden, der Ahnung von Mode hat“, sagt sie lächelnd. Und klaubt geschickt Zigarettenkippen und Kronkorken aus dem sonnenbeschienenen Paradiesstrand am Parlamentsufer auf.

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Nachhaltig zu leben und zu arbeiten, das ist manchmal übrigens gar nicht so einfach. Anna Hiltrop: „Ich bin zum Beispiel mit dem Zug nach Berlin gefahren, musste aber zurück das Flugzeug nehmen, weil die Bahn gestreikt hat.“

Trotzdem könne jeder seinen Beitrag leisten, ohne den Anspruch fürchten zu müssen, alles richtig zu machen. „Keiner kann zu 100 Prozent nachhaltig sein, aber wenn jeder schon mal tut, was er kann, sind alle wieder einen großen Schritt weiter“, sagt Anna Hiltrop, die selbst seit zehn Jahren kein Fleisch mehr isst, und schickt gleich diese Motivation hinterher: „Ökologisch zu sein, kann auch Spaß machen. Zum Beispiel Shampoo ohne Verpackung zu nehmen, bei Waschmittel und Spülmaschinentabs darauf zu achten, Mikroplastik zu vermeiden, oder synthetische Kleidung in speziellen Beuteln zu waschen, die eben keine kleinen Kunststoffteilchen in die Umwelt abgeben.“

Die Botschaft der blonden Botschafterin ist auch auf ihrem bauchnabelfrei geknoteten T-Shirt schwarz auf weiß zu lesen: „Act kind together“ – lasst uns gut mit uns und unserer Umwelt umgehen.