Köln. Model Anna Hiltrop hat sich in der Branche einen Namen gemacht – die 25-Jährige aus Oberhausen arbeitet schon an Plan B. Ein persönliches Porträt
Grazil schwingen die Arme, kontrolliert wirkt der Gang über den Laufsteg. Anna Hiltrop balanciert schließlich eine aufwendige Kopfbedeckung mit goldenen Kugeln und langen Fühlern auf dem Kopf. Dazu sind an ihrem zarten pinken Body schwere Flügel angenäht, ebenfalls mit Mozartkugeln verziert. Und trotzdem bewegt sich der Schoko-Schmetterling in den weißen glitzernden Overkneestiefeln mit traumwandlerischer Leichtigkeit zu Madonnas „Vogue“. Es ist Lambertz Monday Night und Anna Hiltrop gehört hier zu den Stars.
Die 25-Jährige hat es geschafft. Beruf: Model. Wir haben sie in Köln hinter den Kulissen getroffen.
Gebucht von Schiesser bis Disney
Mehr als ein bisschen erinnert das Outfit der Oberhausenerin mit dem markanten Puppengesicht in dieser Montagnacht an die von Victoria‘s Secret ikonisch geprägten Engelsflügel. „Das wäre natürlich ein Traum, einmal dort zu laufen. Genau wie auf dem Titelbild der Vogue zu sein“, sagt die blonde Schönheit, die auch in Düsseldorf zuhause ist, beinahe ehrfürchtig. Dabei ist sie auch so gut gebucht. Anna Hiltrop ist in der Szene ein Name. Sie stand schon für Schiesser, Pepe Jeans, L‘Oréal und Disney vor Kameras und lief auf Catwalks dieser Welt. Sie lebte in New York, posierte mit Eva Longoria oder Louis Hamilton und erhielt die Einladung zur legendären amfAR-Gala bei den Filmfestspielen in Cannes. Sie gehört dazu.
Lambertz-Chef Hermann Bühlbecker (69) kennt Anna Hiltrop schon, seit sie 16 Jahre alt war. Für sie ist der Printenkönig eine Art Mentor: „Ich erinnere ihn an ihn selbst, sagte er mal.“ Und damit meinte er wohl auch den Sinn fürs Geschäftliche – denn den hat Anna Hiltrop auch. Sie hat einen Abi-Schnitt von 1,3 und danach noch ein Fernstudium in Modemanagement absolviert, nutzt die langen Wartepausen an den Sets gern zum Lesen und Weiterbilden und spricht vier Sprachen. Weil sie weiß, dass sie einen Plan B braucht – und den hat das Model. „Ich mache mich gerade zu einer Marke. Ich werde in den Bereich Beautyprodukte gehen und entwickele dazu verschiedene Ideen“, erzählt sie. Ein Gesicht mit Köpfchen.
Die 1,74 Meter große Frau hat es auch ohne Selbst-Marketing via Castingshow in der Branche geschafft. Entdeckt wurde sie bereits im zarten Alter von 12 von einem Scout auf der Kö. „Damals habe ich noch mit Barbies gespielt. Die erste Staffel Popstars mit den No Angels lief gerade im Fernsehen.“
Heidi Klum und Co spielen virtuos mit den sozialen Netzwerken und auch Anna Hiltrop ist natürlich längst „auf Insta“. „Heute läuft vieles darüber. Doch da geht es um bloße Bilder, nicht um die wirkliche Größe oder das Können eines Models.“ Ihre mittlerweile 33.000 Follower sind nun mal wichtig und immer ein Maßstab. Aber nicht der einzige. „Ich mache aber mein Privatleben nicht öffentlich. Das soll privat bleiben.“ Sie erinnert sich, wie sie mit einer Freundin im Centro Oberhausen shoppen war. „Da haben mich dann zwei Mädchen heimlich fotografiert. Das war schon irgendwie süß. Aber wenn das immer so wäre, fände ich das nicht so prickelnd.“
Fans fordern Fotos und Autogramme
Ihre Bekanntheit, der Fame, scheint auch so zu wachsen. „Ich merke das von Jahr zu Jahr. Ich bin ja schon einige Male bei Lambertz in der Show gewesen und inzwischen rufen Fans am roten Teppich nach mir und wollen Fotos und Autogramme.“ Doch auch sie wurde schon mal zum richtigen „Fangirl“, wie sie es selbst nennt. „Ich liebe Beyoncé. Und als ich mit einer Freundin in New York in einem Luxuskaufhaus war, da sehe ich auf einmal eine Frau und denke, wow die hat aber tolle Haare – fast wie Beyoncé. Und dann war sie das! Da bin ich einfach hin und hab sie angesprochen. Sie war so nett und hat sich richtig Zeit genommen. Nur ein Foto wollte sie nicht machen. Sie war nämlich nicht geschminkt.“
Auf ihren Reisen muss Anna Hiltrop oft das Flugzeug nutzen. Na klar, der Job. Und trotzdem macht sie sich darüber Gedanken. Über ihren ökologischen Fußabdruck. Weil etwa bei der Jeansherstellung und Färbung Unmengen von Wasser verbraucht werden und sie auch noch Werbung dafür läuft. Da will sie selbst was fürs grüne Gewissen tun. „Ich esse kein Fleisch und zu Hause benutze ich keine Plastikflaschen.“ Außerdem setzt sie sich sehr für nachhaltige Mode ein, die trotzdem modern aussehen kann, wie gerade erst bei der Neonyt, der größten Messe für Fair Fashion, in Berlin. Klamotten, die sie nicht mehr trägt, schenkt sie Freundinnen.
Überhaupt hat Anna Hiltrop privat am liebsten ihre Leute um sich. Eines ihrer Mädels, die heute ihre Fotos macht, mit der ist sie schon zur Schule gegangen. „So habe ich immer ein Stück Heimat dabei. Das ist mir wichtig.“ Bis vor drei Jahren hatte Anna Hiltrop auch noch einen Labrador-Mischling. „Der begleitete mich, seit ich sieben war. Wieder einen Hund zu haben, wäre toll, aber ich bin viel zu oft unterwegs.“
Verwöhnen mit Pfannkuchen
Doch mal daheim, lässt sie sich von ihrer Mama gern Pfannkuchen machen oder mit Nudeln in Käsesahnesoße verwöhnen. „Dafür räume ich die Spülmaschine aus.“ Ihre Eltern haben sie auf ihrem Weg immer begleitet. „Als ich begann, war ich noch total schüchtern. Und dann sah ich das erste Mal Mädels, die sich hinter der Bühne übergeben haben. Da war ich total geschockt. Zum Glück war meine Mama immer bei mir. Sonst hätte ich das wohl nicht gepackt und hätte mich aus dem Business verabschiedet. Sie hat mich immer wieder aufgefangen.“ Und der Vater? „Mein Papa ist Jurist, er war immer skeptisch.“ Doch mittlerweile sieht er die Ergebnisse ihrer disziplinierten Arbeit in Fernsehen und Zeitschriften. Anna Hiltrop lächelt: „Er dachte wohl am Anfang, dass ich mich ein bisschen schminken lasse und auf Partys gehe...“
Laufsteg Heimat
Anna Hiltrop ist seit 2019 das Gesicht des Centro in Oberhausen und ab März Botschafterin des Centro für die Landesgartenschau in Kamp-Lintfort (17. April bis 11. Oktober). Im Centro ist sie bei den Fashion Days am 6./7. März auch auf dem Laufsteg zu sehen. „Das ist wirklich verrückt. Ich war schon als Kind mit meinen Eltern hier Einkaufen und hab bei einer Modenschau Lena Gercke und Eva Padberg bewundert.“ Und nebenbei, lacht sie, „ist es auch mein kürzester Arbeitsweg von allen“.
Das ist ein Artikel aus der Digitalen Sonntagszeitung – jetzt gratis und unverbindlich testlesen. Hier geht’s zum Angebot: GENAU MEIN SONNTAG