Münster. .
Hintersinnig, bissig, ironisch, schlagfertig, einzigartig: Der Echsenmann Michael Hatzius ist eine Entdeckung. Außerdem gab’s beim GOP Comedy Club in Münster Komisches mit Köpfchen von Tilmann Birr.
„Jetzt sitzt der Frosch“, laut schnaufend mit knarziger Stimme sackt die Echse in sich zusammen. Seit Jahrtausenden tummelt sich das Reptil auf den Brettern, die die Welt bedeuten. „Ich war schon mit Ari – also Aristoteles – im Geschäft. Er als Ideengeber. Ich als Produzent.“
Die Echse – oder besser der Echsenmann – ist unglaublich. Ein menschgroße Puppe ohne Unterleib. Geführt von dem begnadeten Puppenspieler Michael Hatzius. Der 28-Jährige leiht dem „Urgestein der internationalen Kulturlandschaft“ nicht nur seine Stimme, sondern er wird wirklich eins mit dem allwissenden grüngrauen Protagonisten des Schauspiels, der „Puppentheater grundsätzlich ablehnt“.
Hintersinnig, bissig, voll ätzender Ironie, schlagfertig und einzigartig
Die Echse ist hintersinnig, bissig, voll ätzender Ironie, schlagfertig und einzigartig. Der Blick aufs Publikum ist entlarvend: „Ich hab Tinitus im Auge. Hier sitzen ja nur Pfeifen.“ Die Echse parliert über Gott und die Welt, auch über den „Kollegen Wetterfrosch“, der lernen sollte, bei Frauen vor dem Sex nach ihrer Einwilligung zu fragen: „Sonst kachelt man ab.“
„Die Echse“ und sein cooler Bespieler Michael Hatzius sind ein tragendes Element im GOP Comedy Club in Münster. Vor einem Jahr lud das Variete-Theater in der Westfalen-Metropole zum ersten Mal zum Comedy Club ein. Mittlerweile hat sich das neue Programmangebot zu einem „Schlachtfeld aus Pointen, Parodien, Interpretationen und Improvisationen entwickelt.
Skurrile Geschichten und Gedichte
Beim Programm „Junge Helden“ halten die ungestümen Wilden das Zepter fest in der Hand. In bestem Rudi-Carrell-Slang führt der holländische Wahlberliner Philipp Simon durch die „Sonderschicht für Lachmuskeln“. Dabei sind es nicht nur die spritzigen Überleitungen, mit denen er seine Kollegen ankündigt, sondern auch die Blicke auf das Zeitgeschehen, die Medien-Ereignisse auf den Punkt bringen. Beim Möchte-gern-Genetiker Sarrazin diagnostiziert der Kabarettist das „Auf-den-Sack-Gen“. Und die drei „Kampf-Robben der SPD“ - Steinmeier, Nahles, Gabriel – hält der Holländer für die „Rache von Langnese an den Weight-Watchers“.
Mit skurrilen Geschichten und Gedichten wartet der „Berliner Stadtbild-Erklärer Tilmann Birr auf. Er wünscht sich „Untertitel wie bei 3Sat“, wenn er mit bayrischen Touristen in der Bundeshauptstadt redet. „Dös hat mei heidelbingl etza bodabatzln“ sei die maximale Äußerung des bajuwarischen Problembären, der sich anhöre wie ein beschleunigten Räteromane. Der Fachmann aus der Poetry-Slam-Szene serviert geistreich „Komisches mit Köpfchen“.
Auf Wortspielerei mit Klavierbegleitung hat sich Daniel Helfrich spezialisiert. Hier ist der „Ohrwurm vom Bohrturm“ der Kracher, wenn er den „Highway to Hölle, Hölle, Hölle“ ansteuert.
- Der Echsenmann tritt am 25. Januar 2011 im GOP Essen auf