Dortmund/Köln..
Kreativ und populär - Linkin Park mischt schwermetallische Musik mit Rap-Einlagen und Arrangements voller Überraschungen. Was die kalifornische Band live drauf hat, will sie am Dienstag in Dortmund und am Mittwoch in Köln zeigen.
Rockmusik ist nicht tot - sie riecht nur komisch. So höhnten Skeptiker Mitte der Neunziger in Abwandlung eines Frank-Zappa-Zitats, der gut 20 Jahre zuvor den Jazz dahinsiechen sah. Jahre später galt Rock als konservatives Alt-Herren-Genre, das hauptsächlich liebgewonnene Rituale kultivierte.
Genau in dieser Situation trat Linkin Park auf den Plan, die damals, 1996, in ihrer Heimatstadt Los Angeles noch als Hybrid Theory firmierte. Als die Band im Jahr 2000 ihr Debütalbum vorlegte, erinnerte dessen Titel an die Anfänge der Band.
Rap kollidiert mit wohlklingendem Pop
Die Kalifornier machten das, was Rockmusik in ihren Anfangsjahren auszeichnete: Sie brachten die (Selbst-)Zweifel der jungen Generation zum Klingen, ließen harten Rap mit wohlklingendem Pop kollidieren, stoppten filigrane Arrangements rüde mit grunzendem Shout-Gesang und böse verzerrten Metall-Gitarren. Alben der Gruppe glichen stets Wundertüten: Ihre Fans wussten nie, was drin steckte, ließen sich aber zumeist gern überraschen.
Zugleich setzte das Management von Linkin Park von vorn herein auf eine massenkompatible Vermarktung der Band in Teenie-Postillen, die nicht nur auf der neuen kalifornischen Schwermetall-Welle zu surfte, sondern sich auch in den Untiefen der Boy-Group-Seichtgebiete wohlzufühlen schien.
Die Rechnung ging auf. Allein vom Erstling gingen 15 Millionen Exemplare über die Ladentheken in aller Welt. Eine halbe Million Kopien von “Hybrid Theory” wurde von deutschen Fans geordert.
Dass Linkin Park zur letzten Supergruppe des Rock aufsteigen konnte, verdanken die Musiker nicht zuletzt dem amerikanischen Produzenten Rick Rubin. Der Goldfinger der Popmusik vermarktet höchst unterschiedliche Künstler mit maximalem Erfolg, von der verstorbenen Country-Legende Johnny Cash über das aufmüpfige Damen-Trio Dixie Chicks über die Alternative-Band System Of A Down bis hin zu Linkin Park.
Lange gelang Linkin Park der Drahtseilakt zwischen Kunst und Kommerz, zwischen Wohlklang und Wagemut. “A Thousand Suns” indes lässt Schatten auf das bisher strahlende Image der Gruppe fallen. Mit einem Mix aus Metal und Rap, Pop und Techno riskieren die sechs Herren, die Metal-Fans unter ihren Anhängern zu verprellen. Ihnen missfällt, dass sich ihre Idolen inzwischen zu gefällig geben.
Ob sich die Goldjungs auf der Bühne so mainstreamig wie auf ihrem jüngsten Silberling präsentieren, bleibt abzuwarten. Für das Konzert in der Dortmunder Westfalenhalle gibt es noch Restkarten an der Abendkasse, der Auftritt in Kölns Arena ist ausverkauft.