Duisburg. .

Christina Pluhar brachte mit ihrem Ensemble L’Arpeggiata die Gebläsehalle im Duisburger Landschaftspark zum Kochen. „Amo – Ich bin ein Liebender“ war einer der letzten Programmbeiträge der Ruhrtriennale.

Vom Islam, dem thematischen Schwerpunkt der diesjährigen Ruhrtriennale, war zwar nichts zu hören. Dafür sorgte Christina Pluhar mit ihrem Ensemble und illustren Gästen jedoch für einen ebenso sinnlichen wie lebensfrohen Abschluss der diesjährigen Staffel, der die Gebläsehalle im Duisburger Landschaftspark zum Kochen brachte. Von Hause aus eine auf historische Aufführungspraktiken erpichte Lautenistin und Harfenistin, weitete Christina Pluhar mit ihrem Ensemble L’Arpeggiata die Möglichkeiten alter Instrumente und Spieltechniken immer weiter aus und bringt Monteverdi und andere Renaissance-Meister mittlerweile unverkrampft zum Swingen. Und das noch ausgeprägter als ihr ebenso experimentierfreudiger Lehrer Andrew Lawrence-King.

Für das Ruhrtriennale-Programm „Amo – Ich bin ein Liebender“ gesellten sich noch der Countertenor Philippe Jaroussky, die italienische Folk-Sängerin Lucilla Galeazzi mit ihrem lateinamerikanischen Feuer, die ebenso vitale Blues-Sängerin Deborah Henson-Conant mit ihrer elektronischen Harfe, der glänzende Jazz-Klarinettist Gianluigi Trovesi und etliche andere Exoten dazu. Das Ergebnis war eine Mischung aus repräsentativer Renaissance-Oper, inspirierter Jazz-Session und ausgelassener südamerikanischer Fiesta.

Die Quadratur des Kreises ist der weltoffenen Leitung von Christina Pluhar zu verdanken, die am Bühnenrand bescheiden ihre Theorbe, eine alte Groß-Laute, bediente und nicht einmal solistisch hervortrat. Wie von Geisterhand bekamen die Klagen Monteverdis eine Blues-Färbung, der spätmittelalterliche Zink von Doron Sherwin klang ausdrucksvoll wie die gestreichelte Trompete von Miles Davis, die stattliche Phalanx alter Zupfinstrumente aller Arten und Größen verströmte einen gold glänzenden Klang, der sich nahtlos den lateinamerikanischen Gesängen von Lucilla Galeazzi anschmiegte.

Ein gelungenes Crossover

Wenn dann noch zu einer paraguayischen Harfe gegriffen wird und die mit einfachen Schlaginstrumenten ausgestatteten Perkussionisten loslegen, und der Countertenor Philippe Jaroussky, der zuvor noch mit blütenweiß artikulierten Monteverdi-Lamento begeisterte, zum Blues-Sänger im Diskant-Register mutiert, dann lösen sich zeitliche, stilistische und nationale Grenzen in Luft auf. Ein Crossover-Projekt im besten Sinne des Wortes. Noch dazu so spielfreudig und natürlich, wie man es nur selten erleben darf.

Den roten Faden bildeten Lieder- und Songtexte zum Dauerbrenner „Liebe“, die in ihren schmerzlichen und beglückenden Momenten bis zur Raserei ausgespielt wurden. Und zwar nicht erst, als die singende Harfenistin Deborah Henson-Conant mit ihren Entertainerqualitäten das Publikum von den Sitzen riss. Zwei Stunden ohne Pause zündeten die Künstler ihr Feuerwerk, leider nur an zwei Abenden. Begeisterung ohne Ende.