Frankfurt/Main. .

Bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse hat sich Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) für verbindliche Regeln zum Schutz von übers Internet beziehbaren Büchern ausgesprochen.

Mit einem satten Hammerschlag hat Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner am Dienstagabend die 62. Frankfurter Buchmesse eröffnet. Der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder, erklärte ihr und den Gästen bei der Eröffnungsfeier, der Hammer stamme noch aus den Zeiten, als der 1825 gegründete Börsenverein in Leipzig residierte. Noch nie habe ein anderer als der Vorsteher des Börsenvereins die Buchmesse eröffnet. Kirchner hatte bereits zuvor erklärt, dass sie der Umstand, dass Argentinien im 200. Jahr seiner Unabhängigkeit das Ehrengastland der Buchmesse ist, auch persönlich freue: „Ich als unermüdliche Leserin hätte mir nie träumen lassen, als Präsidentin meines Lands hier stehen zu dürfen.“

Im Zentrum des Gastlandauftritts steht die Erinnerung an die Militärdiktatur von 1976 bis 1983. Viele der zur Buchmesse anreisenden rund 70 Autoren aus Argentinien verarbeiten die Erfahrungen aus diesen Jahren in ihren Büchern. Im Gedenken an die 30.000 während dieser Zeit von der Junta, oft spurlos, verschleppten Menschen ehrte Kirchner am Anfang ihrer Rede in Frankfurt die Witwe eines verschwundenen Autors. Kirchner betonte, Argentinien werde sich auf der Buchmesse als dynamisches Land präsentieren, das sich auch in finsteren Zeiten niemals aufgegeben habe.

Pragmatischer Blick in die Zukunft

Die Regierungschefin des zweitgrößten Landes Südamerikas betonte, Argentinien gebe zunehmend mehr Geld für Bildung aus. Seien es 2003 erst zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts gewesen, so seien es 2010 bereits 6,4 Prozent. Damit investiere das Land drei mal so viel in die Zukunft der Kinder wie in die Tilgung der Staatsschulden.

Kirchner sagte weiter, sie glaube, das gedruckte Buch werde existieren, „solange das Wort das wichtigste Instrument ist, unsere Gedanken und Gefühle auszudrücken“. Die Jugend von heute lese aber womöglich lieber am Bildschirm. Elektronische Lesegeräte dürften daher nicht verteufelt werden. Wie das geistige Eigentum in Zeiten zunehmender Digitalisierung von Literatur geschützt werden könne, müsse pragmatisch diskutiert und gelöst werden.

„Wer den Geist nicht schützt, verliert ihn“

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach sich bei der Eröffnungsfeier für verbindliche Regeln zum Schutz von über das Internet beziehbaren Büchern und von Musik aus: „Geistiges Eigentum darf nicht schlechter gestellt werden als dingliches Eigentum.“ Digitalisierte Inhalte bedürften desselben Schutzes wie Werke in Buchhandlungen und Bibliotheken: „Wer den Geist nicht schützt, verliert ihn.“ Er sei zugleich der festen Überzeugung, dass E-Books gedruckte Bücher nicht verdrängen, sondern ergänzen werden. „Es kommt nicht auf den Einband, sondern auf den Inhalt an, das war schon so zu Gutenbergs Zeiten“, sagte Westerwelle.

Der Außenminister nannte die Frankfurter Buchmesse die „Vereinten Nationen der Lesekultur bei ihrer Generalversammlung“. Buchmesse-Direktor Juergen Boos bekräftigte, die Messe nehme sich des Umbruchs in der Branche an. „Das Buch ist nicht am Ende, es erscheint nur in neuen Formen“, sagte er. Für Leser, Autoren und Verleger gelte es, sich auf „das Abenteuer Inhalt“ einzulassen.

Die Frankfurter Buchmesse ist die weltweit größte Messe ihrer Art. Vom 6. bis 10. Oktober präsentieren sich mehr als 7500 Aussteller aus über 110 Ländern. (dapd)

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