Essen. .

Kaum ein Thema erregt derzeit die Gemüter mehr, als die geplante Hartz-IV-Erhöhung. Auch die DerWesten-Nutzer diskutieren ausführlich über dieses Thema. Wir haben die besten Wortmeldungen zusammengefasst.

Hartz IV soll kein Luxus sein, sondern eine Existenzsicherung. So formulieren es die Kritiker der jüngsten Leistungserhöhung. Unter unseren Kommentatoren wird diese Meinung heftig diskutiert.

„Meines Erachtens sind 360 Euro pro Monat völlig ausreichend. Sicher können damit keine großen Sprünge gemacht werden, das ist aber auch nicht Sinn der Sache. Luxusgüter (Tabak, Alkohol, ein Auto) kann derjenige in Anspruch nehmen, der sich das auch verdient hat. ALG2 soll ja lediglich die Existenz sichern“, sagt Kommentator iche. Nameerforderlich schreibt zu diesem Thema: „ Hartz IV ist eine Grundsicherung, kein Luxusleben. Wer mehr will, kann mit einem 1-Euro-Job schon mal ganz vorsichtig wieder einen Blick in Richtung Arbeitswelt werfen.“

Hartz-IV-Bezieher haben ein schlechtes Image

„Zu zahlen ist eine Grundsicherung, und nicht mehr“, stellt Gehaltsinhaber klar. „Und die muss sich deutlich vom Einkommen eines Arbeitnehmers der unteren Gehaltsgruppe abheben. Es muss ein Anreiz sein, zu arbeiten. Etwas anders sieht es aus, wenn Menschen nach dreißig oder mehr Jahren Arbeit in die Arbeitslosigkeit rutschen. Da muss einfach ein anderer Bemessungsmaßstab her. Da kann die staatliche Leistung durchaus auch höher sein.“

B.Schmitz stellt die Rechtmäßigkeit der Debatte in Frage. „Was sollen denn die Rentner sagen, die schon seit Ewigkeiten keine Erhöhung mehr erhalten haben oder die Witwen wo die Renten niedrigen ausfallen oder die Familien, die ein niedriges Gehalt haben?“

Ein Thema der Diskussion sind auch die so genannten „Aufstocker“, denn wenn der Verdienst nicht zum Leben reicht, zahlt der Staat die Differenz. Mulle228 liefert ein Beispiel: „Mein Schwager macht einen Knochenjob bei der Müllabfuhr und bekommt dennoch so wenig Lohn, dass ihm noch etwas ALG2 als Aufstocker zusteht. Aber für viele ist er wohl auch nur ein Schmarotzer und Faulenzer.“

Grundsicherung, mehr nicht

Laut wattsolldattdenn hat das Bundeskabinett statt einer Reform allenfalls eine Hilflosigkeitsreform zu Stande gebracht. „Arme Würstchen müssten für die Statistik herhalten, um noch ärmeren Würstchen die Grundlage für ein anständiges Leben zu entziehen.“

Kalauer sorgt sich um die Vererbung des sozialen Elends: „Über Sozialleistungen für wirklich Bedürftige, vor allem für Kinder und Alte, da sollte keine Diskussion nötig sein. Aber bei Hartz-Familien in der zweiten und dritten Generation, da darf man als Zahler doch einmal nachfragen, wie es mit einer angemessenen Gegenleistung aussieht.“ Um dieses Problem in den Griff zu bekommen schlägt Hartzi 123 das Konzept der Bürgerarbeit vor. „Die Bürgerarbeit ist da. Es ist Herbst, da können Blätter aufgefegt werden. Parkanlagen können gesäubert werden. Im Winter kann Schnee geschippt werden. Arbeit ist genug da.“

Keine Reform, sondern eine Hilflosigkeitsreform

Hartz-IV-Bezieher haben ein schlechtes Image, doch unter den Kommentatoren regt sich Protest gegen die pauschale Verunglimpfung von Leistungsbeziehern. „Es sind nicht alle Hartz-IV-Bezieher Trinker oder Raucher wie zum Teil gerne dargestellt. Eher vielleicht eine zum Teil bösartige Unterstellung“, sagt der Nutzer sprichdichaus.

Kommentator „in der Leiste“ ist selbst als Mitarbeiter in einem Jobcenter tätig und gibt einen kurzen Einblick in die Arbeit eines Vermittlers. „Es gibt nicht den typischen „Hartzer“. Wer sich mal auf dem Flur einer ARGE umgesehen hat, wird überrascht sein, was dort teilweise für Leute sitzen. In meinem Bereich gibt es sehr viele alleinerziehende Mütter, die bekanntlicherweise schwer zu vermitteln sind. Dann haben wir einige junge Männer, Marke Bahnhofssäufer. Diese Leute werden, wenn sich nicht in deren Leben etwas dramatisch verändert nie arbeiten gehen. Und als letztes hat man noch ein paar Leute, wo man nicht weiß warum diese Leute keinen Job haben. Zumeist vernünftig ausgebildet, keine augenscheinlichen Defizite, aber trotzdem kein Job. Da ich jeden Tag mit diesen Leuten zutun habe, finde ich es unerträglich, dass diese Leute alle über einen Kamm geschert werden.“