Wenn Herrchen und Frauchen ihren Hund nicht mehr verstehen, ist er der Retter in der Not: Durch TV-Sendungen („Der Hunde-Profi“) und Bücher avancierte Martin Rütter zum Top-Tierpsychologen der Nation. Wir sprachen mit dem gebürtigen Duisburger.

Herr Rütter, Sie sind der Held des Hundeplatzes. Hätten Sie vor ein paar Jahren gedacht, dass aus Ihnen auch mal ein Bühnenstar wird?

Rütter: Also ehrlich gesagt: Ja. (lacht) Ich halte ja schon seit über zehn Jahren Vorträge – auch wenn es dabei natürlich etwas sachlicher zugeht. Ich hatte aber selber immer großen Spaß daran. Und die Entwicklung, mit einer Live-Show auf Tournee zu gehen, zeichnete sich seit einiger Zeit ab.

Ihre Show hat lupenreine Comedy-Elemente. Haben Sie diese komödiantische Ader schon immer gehabt?

Rütter: Das ist ein Teil meiner Geschichte. Ich bin demnächst bei der WDR-Sendung „Zimmer frei!“ zu Gast, und da werden ja immer Leute aus dem Umfeld befragt. Bei mir haben alle gesagt, „Boah, das ist ein völlig Bekloppter, der kann keine Sekunde still stehen und hat nur Blödsinn im Kopf!“. Das kann ich jetzt einfach auf der Bühne ausleben.

Täusche ich mich eigentlich, oder gibt’s in Ihrem Publikum einen Frauenüberschuss?

Rütter: Das stimmt, aber es hat mit dem Thema zu tun. Ich betreibe ja auch 40 Hundeschulen, und da sind von den 75 Trainern 70 Frauen. Die Männer beschäftigen sich einfach nicht so gern mit der Erziehung des Hundes.

Sie sind ein Star. Gibt’s Fan-Verehrung, womöglich sogar Groupies?

Martin Rütter live „Hund-Deutsch, Deutsch-Hund“:

10.11. Bochum (Ruhrcongress),

18.11. Dortmund (Westfalenhalle),

23.2. Hagen (Stadthalle),

31.3. Hamm (Zentralhallen).

Karten für ca. 30 € gibt’s in unserem TICKET-SHOP.

Rütter: (lacht) Groupies im klassischen Sinne sicherlich nicht. Aber es ist für mich schon gewöhnungsbedürftig, wenn man überall erkannt und angesprochen wird. Neulich war ich in der Sauna, da tippte mir jemand auf die Schulter und sagte: „Ich weiß, es ist gerade schlecht, aber ich hätte da mal eine Frage...“

Bei Ihren Shows habe ich den Eindruck, Ihr Publikum lacht überwiegend deshalb, weil es sich bei seiner falschen Hundeerziehung ertappt fühlt.

Rütter: Dadurch funktioniert das Ganze. Ich sehe ja auch, wie die Leute miteinander reden und sagen, „Upps, genau wie bei uns“.

So präsent wie Sie mit Ihren Ratschlägen sind, müsste sich die Hundeerziehung in Deutschland doch eigentlich verbessert haben. Oder lernen die Leute einfach nichts?

Rütter: Doch, das glaube ich schon. Wir machen die Fernsehsache ja jetzt schon seit acht Jahren und ich denke, dass wir eine Menge bewegt haben. Das merke ich alleine schon an der Aggressivität der anderen Hundetrainer, weil ich viele althergebrachte Drillmethoden in Frage stelle.

Sie erwähnen in Ihrer Show auch immer wieder, dass der Hund vom Wolf abstammt. Aber mal ehrlich: Zum Bei­spiel beim Pudel könnte man das schon mal vergessen...

Rütter: Dabei ist der Pudel einer der ursprünglichsten Hunde, die wir haben! Der Pudel, das darf man nicht vergessen, ist ein Jagdhund. Der ist ja nicht dafür gemacht, dass die Leute ihm so ein Krönchen frisieren und die Nägel lackieren. Aber man kann Wolf und Hund auch nicht wirklich vergleichen. Was ich mit dem Hinweis auf ihre Verwandtschaft bezwecke, ist ja nur, dass die Leute ein bisschen zur Natürlichkeit zurückkehren.

Stichwort Pudel – der ist ja inzwischen wohl eher aus der Mode gekommen. Welche Rassen liegen derzeit im Trend?

Rütter: Der Verband für das deutsche Hundewesen gibt jährlich Statistiken heraus – da sind der Dackel und der Schäferhund immer noch ganz weit vorne. Dazu kommen natürlich Trends, die auch von den Medien gemacht werden: Wenn „Ein Schweinchen namens Babe“ läuft, wollen alle einen Border Collie, wenn der schokobraune Labrador durch die Werbung latscht, dann soll’s halt der sein.

Eine Frage in eigener Sache: Wie verhalte ich mich denn nun richtig, wenn mir beim Joggen mal wieder ein nicht angeleinter Hund mit Schultermaß 50 cm aufwärts entgegenkommt? Einfach weiterlaufen, stehen bleiben – oder vielleicht hinlegen und tot stellen...?

Rütter: (lacht) Ja, genau – und sich im Genitalbereich be­schnüffeln lassen! Nein, Spaß beiseite. Ich habe tatsächlich schon viele Lauf-Vereine geschult und dabei Videos gezeigt. Ein Kriterium ist eine gewisse Körpersteifigkeit beim Hund – wenn die entsteht und er mich sehr starr beobachtet, dann ist das meistens die Vorstufe zum Losjagen. Dann sollte ich lieber stehen bleiben.