Marl. .

Shakespeares „Was ihr wollt“ hatte jetzt in einer Inszenierung von Armin Holz Premiere bei den Ruhrfestspielen. Das Ensemble besteht dabei ausnahmslos aus Schauspieler-Veteranen der 60plus-Generation.

Inspektor Barnaby, den wir gemeinhin als willkommenes Schlafmittel am Sonntagabend schätzen, bewies in der jüngsten Folge Theatererfahrung: „Shakespeares Würze ist nun mal nicht die Kürze“, verkündet er da beim Besuch eines vierstündigen „Hamlet“. Angesichts der von Armin Holz besorgten geschmacksarmen Inszenierung von „Was ihr wollt“ bei den Ruhrfestspielen erkennt man die tiefe Weisheit dieser Aussage.

Holz, dessen verschrobene Inszenierungen man gelegentlich schon in Bochum erleben konnte, verknappt den Abend kurzerhand auf 105 Minuten. Da bleibt dann am Ende nur noch das Skelett eines Stückes übrig, das sich in seinen wirren Geschlechterwechseln ohne Vorkenntnis kaum noch erschließen will.

Veteranen des Theaters

Hinzu kommt die höchst eigenwillige Besetzung dieser Komödie um die Spielarten junger Liebe mit lauter Veteranen des Theaters. Wer hier nur 56 Lenze zählt wie Markus Boysen als Trunkenbold Sir Toby, der gibt schon den Benjamin der Truppe. Der ganze Rest ist 60 plus.

Vor allem bei den Damen ist dies sicher nicht die schlechteste Lösung. Das gereifte Al-ter ist für Akteurinnen wie An-gela Schmid (73) als Zofe und Ilse Ritter (65) als Zwitterwesen aus Brüderlein und Schwesterlein kein Hinderungsgrund für die Leichtigkeit des Seins und der Erotik im wundersamen Illyrien. Die Herren haben es da sehr viel schwerer, sie müssen die von Holz so gepflegte Maniriertheit in extenso ausspielen. Dieter Laser (68) scheint dabei fast körperlich verknotet, wie er hier in aufgesetzten Posen auf seiner Liebe zu Olivia beharrt. Das Säufer-Duo aus Toby und Andrew (Hans Diehl, 70) lallt und winselt sich durch seinen Text. Und der arme Vadim Glowna (68) hampelt durch seinen Haushofmeister Malvolio, dass vom Glanz dieser herrlichen Figur nicht viel übrig bleibt.

Bei der Kleidung wird mit Farben nur so gewuchert, auf der Bühne verstören Zeichen, die so recht nicht zu entschlüsseln sind. Und als Klammer taucht immer wieder Gitte Haenning auf, die im Narrenkostüm verjazzte Sonette von Shakespeare zum besten gibt. Die Hülle also wirkt kostbar gestaltet, dahinter aber zerfällt ein Klassiker in eine Szenenfolge, die den Figuren jede Tiefe raubt. (Bis 6. Juni, Karten: Tel. 02361-92180)