München. .
Stefan Raab will es wissen: Auf sein Drängen hin bekommt Meyer-Landrut die Chance zur Titelverteidigung. Statt einer neuen Lena soll das Publikum dann ein neues Lena-Lied aussuchen dürfen.
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Die Euphorie um Lena Meyer-Landrut führt inzwischen zu selten beobachteten Reaktionen des Körpers. „Ich hatte Gänsehaut im Gesicht“, beschrieb Stefan Raab sein Empfinden, nachdem er Sonntag an der Seite der Siegerin von Oslo am Flughafen Hannover die Sondermaschine verließ und von Tausenden empfangen wurde. Diesen besonderen Kick will Raab nun noch einmal suchen: Auf sein Drängen hin bekommt Meyer-Landrut die Chance zur Titelverteidigung. Statt eine neue Lena darf das Publikum nur ein neues Lena-Lied aussuchen.
Raab die Chance zur Titelverteidigung ja bereits kurz nach dem Finalsieg gefordert. Da geschah dies aber noch im „Überschwang der Gefühle“, wie er nun sagte. Doch auch mit etwas mehr zeitlicher Distanz sehe er „moralisch sowie musikalisch und ethisch“ keine andere Möglichkeit.
Überraschender Vorschlag
So sehr Raabs Anteil am Erfolg der 19-jährigen Lena allgemein anerkannt wird, so überraschend kam doch die umgehende Zustimmung der ARD: Sowohl NDR-Intendant Lutz Marmor - die Norddeutschen tragen im Senderverbund die Verantwortung für den Wettbewerb - als auch ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber stimmten der Forderung am Montag zu.
Dabei hatten ARD und ProSieben noch in der Woche vor dem Finale von Oslo bekannt gegeben, dass es wieder einen Casting-Wettbewerb der Sender geben wird. Schreiber begründete den Schwenk damit, dass der Sieger am Beispiel Lenas gemessen werden werde. Nach dem nun Erlebten scheinen die Fußstapfen zu groß.
„Pläne, Pläne, wir haben keine Pläne.“
Für alle, die sich Sorgen um Lena machten und nach dem Höhenflug einen Sturz in ein tiefes Loch fürchteten, kommt die Nachricht aus Köln wie eine Erleichterung. Denn wie es mit ihr, die gerade erst ihr Abitur gemacht hat, weitergehen soll, darum hatte sie sich selbst noch keinen Kopf gemacht. „Pläne, Pläne, wir haben keine Pläne. Also ich jetzt nicht“, sagte sie am Montag zu ihren Vorstellungen für die nahe Zukunft. Immerhin: Sie darf jetzt Europa kennenlernen, Raab will seinen Schützling auf Tournee schicken. „Das wird ein lustiger Europaurlaub für Lena.“
Nach dieser Tournee, für die Lena mit ihrem bereits veröffentlichten ersten Album das nötige Repertoire hat, könnten schon bald die konkreten Planungen für das Projekt Titelverteidigung 2011 beginnen. Raab will auch diesmal wieder die Fernsehzuschauer mit ins Boot holen. Zwar dürfen sie nicht über den deutschen Starter entscheiden, aber immerhin über Lenas Lied. „Demokratisch“ solle dies ausgewählt werden - ganz nach dem Vorbild anderer Länder, in denen die Zuschauer auch nur den Song des Starters auswählen.
Wo steigt die nächste Party?
Wo das Finale sein wird, bleibt vorerst offen. In Köln, wo Raab seine Heimat hat? In Hamburg, wo alljährlich auf der Reeperbahn die größte ESC-Party stattfindet? In Berlin, weil die Hauptstädte häufig Austragungsorte sind? Oder doch in Hannover, Lenas Geburts- und Heimatstadt? Dies müsse genau abgewogen werden, sagte Marmor. Doch letztendlich geht es wohl vor allem ums Geld: Der diesjährige ESC kostete Norwegen angeblich 25 Millionen Euro. Die Stadt, die den Zuschlag haben will, wird auch ihr Stadtsäckel entsprechend öffnen oder zumindest Unterstützung des Bundeslands oder von Sponsoren bitten müssen.
Zur Not werde sie das Minus ausgleichen, sagte Lena dem Intendanten - dies war auch schon der einzige Moment, in dem die 19-Jährige von der Realität entrückt wirkte. Ansonsten bemühte sie sich um Contenance angesichts der Euphorie um sie herum: „Gott sei Dank nehme ich das nicht so ernst. Ich raste jetzt nicht aus deswegen.“
Auch die Gefahr eines Absturzes ihres „Satellite“ scheint sie nicht zu sehen. Dabei gelang noch nie einem Künstler die Titelverteidigung bei dem Wettbewerb. Im Gegenteil: Die Niederländerin Corry Brokken gewann 1957 und landete ein Jahr später auf dem letzten Platz. Doch Zweifel kennt Lenas Mentor Raab als die treibende Kraft nicht - im Moment zumindest zu Recht. (afp)