Düsseldorf. .

Während andere ihr neues Album in sonnigen Gefilden einspielen, fährt Christopher von Deylen zur Inspiration lieber mit einem Forscherschiff vier Wochen in die Arktis. Aber wer ist dieser Musiker, der sich Schiller nennt, und an einem Samstagabend über 6000 Freunde der elektronischen Musik in die Philipshalle lockt?

Vielleicht geben die zweieinhalb Stunden von Düsseldorf Antworten. Auf das Phänomen Schiller, das auf sphärischer Musik basiert. Mit seiner fünfköpfigen Band – zweimal Schlagzeug, Bass, Gitarre und Synthesizer - produziert Christopher von Deylen in seinem Elektronik-Center mal bombastische, mal chillig-verträumte Soundteppiche.

Und weil der Klangphilosoph eben nicht singen kann, müssen das andere tun. Wie am Samstag die bezaubernde Kim Sanders, die Französin Anggun oder die Norwegerin Kate Havnevik. Auf Schillers Alben mischen traditionell aber auch noch viele, viele andere mit. Zuletzt beispielsweise Ultravox-Frontmann Midge Ure, der Jazz-Schlagzeuger Jaki Liebezeit oder Anna Maria Mühe.

Schiller-Konzerte sind Sehen, Hören, Erleben, Träumen – und Staunen. Darüber, dass auch elektronische Musik die Massen berühren kann. Songs wie „Das Glockenspiel” oder „Sehnsucht“ schaffen das spielend. Natürlich hat Schiller aber auch was von seiner Arktis-Reise im Gepäck: „Polarstern“ und „Tiefblau“ sind musikalisch verwertete Eindrücke. Besonders wohltuend, dass der Meister dabei selbst lieber im Hintergrund bleibt. Am Ende muss Bassist Tissy Thiers den Protagonisten sogar nach vorne auf die Bühne schieben. Für den minutenlangen Applaus. Offenbar ist es überhaupt kein Problem, mit dem Singen so seine Probleme zu haben.