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Brian Sullivan ist der neue Sky-Vorstandsvorsitzende. Der dritte in kürzester Zeit. Ihm soll gelingen, was seinen Vorgängern nicht glückte: mit dem Bezahl-Fernsehsender Sky endlich Geld zu verdienen. 2,8 Millionen Kunden muss das Abo-Fernsehen dafür bis 2011 haben. Doch das wird schwierig.

Der deutsche TV-Markt gilt als einer der härtesten der Welt und ist nicht vergleichbar mit dem in England, Italien oder den USA – wo Pay-TV sehr erfolgreich ist.

In Deutschland gibt es schon seit Jahrzehnten „Fernsehen satt.” Selbst wer seine Bilder noch analog empfängt, kommt zwischen Kiel und Konstanz via Kabel oder Satellit mühelos auf 40 Sender. Mit digitaler Technik ist er schnell im dreistelligen Bereich. Für die meisten Deutschen ist das mehr als genug. Zumal sie ja auch noch GEZ-, oft auch Kabelnetz-Gebühren zahlen. Zum Vergleich: Als Pay-TV in Großbritannien startete, gab es dort gerade einmal vier Programme. Heute lockt das englische Sky seine rund neun Millionen Abonnenten mit mehreren 100 Programmen.

Dabei ist es um einiges teurer als in Deutschland. Aber es hat viele exklusive Inhalte. Genau die fehlen dem deutschen Sky. Und das ist das wohl größte Problem des deutschen Bezahlfernsehens. Natürlich wäre Fußball so ein exklusiver Inhalt. Aber die zeitnahe Übertragung der Fußball-Bundesliga im frei empfangbaren Fernsehen gilt hierzulande quasi als Grundrecht. Jeder Versuch sie zu verhindern, ist bisher gescheitert. Phil Lines, Pressechef der englischen Premier League, hat so ein Gebaren in einem Interview mal als „Killer” bezeichnet, „der auch jede andere Pay-TV-Operation der Welt zum Scheitern bringen würde”. In England läuft das Sportschau-Pendant „Match Of The Day” deshalb meist auch erst kurz vor Mitternacht. In anderen Ländern gibt es frei empfangbare Zusammenfassungen der Liga-Spiele oft sogar erst am nächsten Tag.

Als ob das alles noch nicht reichen würde, hat sich das deutsche Bezahl-TV das Leben in den vergangenen Jahren auch selber schwer gemacht. Es gab Premiere und DF1, die sich erst gegenseitig die Kunden wegnahmen, dann fusionierten. Immer wieder wurde die Struktur der Programmpakete geändert – zuletzt im vergangenen Jahr, als sich Premiere in Sky umbenannte. Dabei stiegen oft auch die Preise. Statt knapp 20 muss der Fan seit einem Jahr mittlerweile mindestens 32,90 Euro im Monat für seine Bundesliga-Spiele berappen. Da ist die Dauerkarte in vielen Fällen billiger.

Internet im Nacken

Und das Geschäft für Sky wird nicht einfacher. Im Gegenteil. Auch dem Bezahlfernsehen sitzt das Internet im Nacken. Weil die Verbindungen immer schneller, die Angebote immer größer werden. Die legalen wie iTunes oder Maxdome. Und die illegalen wie kino.to oder movies2k.com. Streams von Live-Spielen gibt es im Netz ebenso wie von den neuesten Kinofilmen. Kostenlos und manchmal sogar in guter Qualität. Die Zeit drängt. Wahrscheinlich versucht Sullivan auch deshalb mit groß angelegten Rabattaktionen neue Abonnenten zu gewinnen ohne die alten zu vergraulen. Es ist ein schwieriger Job. Aber er muss gelingen. Denn viele Chancen wird das Bezahlfernsehen in Deutschland nicht mehr bekommen. Vielleicht ist Sullivan schon die letzte.