Düsseldorf. .

Der Kongress „Creative.Heimat“ bringt erstmals in Deutschland die Kreativwirtschaft zum Regionenvergleich zusammen. Und soll erstmal erklären, was das überhaupt ist: Kreativwirtschaft?

Wenn nicht nur die Menschen den Jobs nachziehen, sondern auch die Jobs den Menschen folgen – dann müssen sich Städte und Regionen anstrengen, Menschen anzulocken. Jedenfalls diese Sorte Menschen, die sich ihren Job selber schaffen. Kreative also. Dies ist die Grundidee und Berechtigung des Kongresses „Creative.Heimat“, der am Mittwoch in Düsseldorf stattfand und zum ersten Mal in Deutschland die Kreativwirtschaft zum Regionenvergleich einlud.

Was hat das Ruhrgebiet mit Dubai gemeinsam? Was kann man von Holland lernen? Wie sieht die ideale kreative Heimat aus?

Was soll das eigentlich sein, Kreativwirtschaft?

Rund 160 Gäste sind ins NRW-Forum gekommen, um solche Fragen zu diskutieren. Darunter die NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben, alternative Aktivisten wie Lukas Hegemann, der in Düsseldorf für mehr kulturelle Freiräume kämpft und hochkarätige Kulturmanager wie der Schriftsteller Michael Schindhelm, der bis zum Wirtschaftscrash in Dubai für das Kulturkonzept verantwortlich zeichnete. Aber eins nach dem anderen: Denn was soll das eigentlich sein, Kreativwirtschaft?

„Eine der dynamischsten Branchen in NRW“, sagt Thoben. 212 000 Menschen seien hier beschäftigt, und die Zahl der Unternehmen im Kreativbereich sei von fast 36 000 im Jahr 1996 auf heute über 50 000 gestiegen. Das ist natürlich eine Frage der Perspektive: Um auf diese zahlen zu kommen werden so unterschiedliche Branchen wie Medien, Werbung, Design, Mode, Architektur und Theater et cetera unter ein Dach gepresst. Seine Berechtigung zieht der Begriff Kreativwirtschaft vor allem aus gewissen gemeinsamen Eigenschaften und Interessen die diesen Branchen zu eigen sind.

Einer, der im Auftrag des Wirtschaftsministeriums diese Interessen vertreten soll, ist Christian Boros. „Wir sind größer als die Chemie- oder die Energieindustrie“, sagt der Kunstsammler und Werbeschaffende und gibt zu: „Die Kreativität ist schon da, mein Ziel ist es, die Sache sichtbar zu machen.“ Seine Aufgabe als „Clustermanager“ übersetzt Boros sinnhaft mit „Klümpchenbilder“. Eine Firma allein ist oft überfordert, ihre Forschung in Produkte um- und diese am Markt durchzusetzen. Gemeinsam ist man stärker. Und sichtbarer. Kreativwirtschaft – das ist ein Begriff vor allem für die Lobbyarbeit.

Die wird selten so konkret wie bei der Forderung, den Urheberschutz für geistiges Eigentum zu reformieren. Stichwort: Raubkopien.

Eher konzentriert man sich eben darauf, wie die Rahmenbedingungen aussehen sollten. Dass Kreative kein Büro neben der Autobahn suchen, sondern in einem lebendigen Quartier, dass man soziale Bindungen stärken sollte. Von Dubai lernen wir, „das man mit Mut in die Zukunft gehen muss“, von Holland den „zielgerichteten Pragmatismus“, fasst der Ruhr-2010-Direktor Dieter Gorny die Vorträge zusammen. Neue Gesetze oder Institutionen jedenfalls hält auch er nicht für nötig. Es geht tatsächlich vornehmlich um Lobbyarbeit in den bestehenden Strukturen: „Die Kreativwirtschaft ist auch nur Wirtschaft – aber die Wirtschaftsförderung muss das merken.“