Internetsperren gegen Kinderpornografie einzusetzen, klingt in vielen Ohren verführerisch richtig und ist meist bestimmt gut gemeint – sie sind aber unverändert falsch. Löschen geht vor Sperren. Denn ansonsten wachsen die Begehrlichkeiten.

Es ist selbstverständlich, aber man muss es trotzdem sagen: Sexueller Missbrauch von Kindern ist ein schreckliches Verbrechen. Der Staat hat die Pflicht, sie davor zu schützen. Und: Niemand will die Verbreitung von Kinderpornografie in die Nähe freier Meinungsäußerung rücken. Das erwähnen zu müssen, ist ein seltsamer Nebeneffekt der Diskussion um Internetsperren. Dabei glaubten wir, das hinter uns zu haben.

Internetsperren gegen Kinderpornografie einzusetzen, klingt in vielen Ohren verführerisch richtig und ist meist bestimmt gut gemeint – sie sind aber unverändert falsch. Diesmal kommt die Forderung danach aus Brüssel von der schwedischen EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström. In Deutschland ist man nach der „Zensursula“-Debatte weiter, hier geht Löschen vor Sperren.

„Aus Versehen“ im Internet auf Kinderpornografie zu stoßen ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Netzsperren greifen nicht, weil perverse Fotos und Videos längst in geschlossenen Zirkeln getauscht werden. Werden solche Seiten doch mal entdeckt, müssen sie gelöscht und die Täter ausfindig gemacht werden. Das geht bei gefälschten Bankseiten auch wenn die Server im Ausland stehen – wieso sollte das bei Kinderpornos anders sein? Sind erst einmal Instrumente fürs Sperren installiert, wecken sie Begehrlichkeiten, auch anderswo Stoppschilder aufzustellen.