Düsseldorf.

Wer die klassische Sissi im Kopf hat, muss das Musical „Elisabeth“ im Capitol Theater wie einen bösen Alptraum empfinden. Es ist das düstere Requiem für eine Frau, die von Selbstbestimmung in Liebe träumt, aber an der höfischen Fron und der Kälte ihres Gatten Franz-Joseph zerbricht.

Einiges von dieser Finsternis war bereits in der Fassung zu spüren, die man ab 2001 mehr als zwei Jahre im Essener Colosseum sehen konnte. Nun aber ist Harry Kupfers Uraufführungs-Inszenierung aus Wien wieder auf Tournee, macht derzeit knapp sechs Wochen Station im Düsseldorfer Capitol-Theater, und präsentiert uns das schwere Schicksal der österreichischen Kaiser-Gemahlin in einer packenden, einfallsreichen Horror-Show. Was sehr nahe liegt bei einer Frau (gespielt von Annemieke van Dam), die schon sehr früh eine fast erotische Beziehung zum personifizierten Tod (jung und attraktiv: Oliver Arno) entwickelt. Er ist es, mit dem sie schließlich ein Happy-End feiert.

Happy End mit dem Tod

Die Aufführung beginnt im Totenreich und lässt den gehängten Mörder Elisabeths, den italienischen Anarchisten Luigi Lucheni (Bruno Grassini), die ganze Biographie dieser gescheiterten Frau erzählen. Die unbeschwerten Tage im heimischen Possenhofen in Bayern sind gezählt, als der österreichische Kaiser die 16-jährige Sissi zu seiner Frau erwählt.

Die Bühne wird zu einer Art fahlem Schattenreich, wo auch ein Liebestreffen zwischen dem künftigen Ehepaar nicht richtig fruchten will - die Schaukel erinnert an ein Zwischending zwischen Kriegerdenkmal und Totenfähre, von oben grinst der Totenschädel eines Geistlichen herab. Zwar gibt’s kaum Mobiliar, dafür aber verhilft die Videotechnik für einen ständig wechselnden Hintergrund. Stürzende Flächen, einstürzende Altbauten und steinige Trostlosigkeit wechseln sich da ab und illustrieren hervorragend die Verzweiflung Elisabeths. Kupfer lässt Nationalisten auftreten, die schon sehr an Nazis gemahnen und zeigt auch Elisabeths traumatische Erfahrung beim Besuch einer Nervenheilanstalt.

Für so viel Moll hält das Musical erstaunlich viele Melodien bereit, die man auch Jahre nach dem Besuch in Es-sen noch im Ohr hat. Sie verlangen der Hauptrolle zahlreiche Höhen ab, die bei Annemieke van Dam gelegentlich ins Schreien abdriften. Den Gesamteindruck dieser beeindruckenden Produktion vermag das kaum zu schmälern.