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Auch die längste Fastenzeit hat einmal ein Ende – und das ist für alle, die sich darauf eingelassen haben, langsam in Sicht. Die Hälfte der 40 Tage sind schon geschafft, das Bergfest überschritten. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Am Aschermittwoch ging das „Abenteuer Verzicht“ in seine erste Runde. Auch bei DerWesten. Und worauf man nicht so alles verzichten kann… Dinge, die unentbehrlich scheinen: Internet im Ganzen, Facebook im Speziellen oder schlicht, aber nicht weniger einfach, Süßigkeiten. Ob traditionell oder digital, immer geht es darum, aus dem alltäglichen Lebensstil auszubrechen, herunterzufahren und zu prüfen, „ob die Dinge mich haben, oder ich die Dinge“.

„Gute Sache, bin ich dabei!“

„Wer schränkt sich freiwillig irgendwo ein?“, fragte rhonda1410 am 18. Februar in die Runde. Ihr eigener Vorsatz: sich 40 Tage lang strikt nach den Zehn Geboten orientieren. Was im ersten Moment ziemlich einfach klingt – janinschwerin: „Also in den nächsten 40 Tagen mal nicht morden, stehlen, ehebrechen, nicht deines nächsten Frau (von Männern steht da ja nix) oder Haus begehren? Gute Sache, bin ich dabei!“ Ganz so simpel ist es dann aber doch nicht. Vor allem „nicht zu lügen und nicht neidisch zu sein“, findet rhonda eine Herausforderung. pummelow1973 kennt ihre Grenzen und weiß, dass sie auf Dinge wie Handy und PC nicht verzichten kann. Stattdessen hat sie sich vorgenommen, von Süßem „in Form von Weingummi und Schokolade“ die Finger zu lassen, und hofft, so nebenbei auch ein paar Kilos zu verlieren. Über den aktuellen Stand lassen wir uns gerne von ihr informieren.

„Man wird zum Sonderling!“

Beinahe täglich per Mausklick abrufbar ist das Befinden von Redakteur Martin Spletter in seinem Fastenblog. Eigentlich paradox, macht er doch den Selbstversuch im „digitalen Fasten“. Bis Ostern kein Internet und keine SMS. Nur dienstlich ruft er regelmäßig seine Mails ab, alle privaten Nachrichten müssen warten bis die 40 Tage vorüber sind. Seine Motivation: „Ich will wieder den einen oder anderen Gedanken fassen können, ohne ständig vom zwanghaften Gefühl unterbrochen zu werden, dass ich nachschauen muss, was es Neues gibt, im Internet oder bei den E-Mails.“ Kein leichtes Unterfangen, wenn man als Journalist sein Brot verdient. Hürde Nummer Eins war relativ schnell überwunden. Eine Telefonnummer im Telefonbuch statt im Internet zu suchen, kostete ihn gefühlte zehn Sekunden mehr. Tragbar also. Zur Freude seiner Kollegen gewann er in anderer Hinsicht Zeit hinzu. Denn der morgendliche Check von Facebook und DerWesten entfiel, mit der neugewonnenen Zeit konnte er Kaffee für alle kochen. Doch mit den Fastentagen verging auch dieser Zauber. „Man wird zum Sonderling“, klagte Spletter schon nach fünf Tagen. Am 5. März stellte sich dann eine gewisse Gelassenheit ein. Beinahe meditativ widmete sich der Redakteur dem Schauspiel Dosenmilch färbt Kaffee wolkig. Doch schon drei Tage später: „Mann, das Internet fehlt mir!“ Ein Auf und Ab, auf das wir auch in den nächsten drei Wochen amüsiert gespannt sein dürfen.

„Großer Luxus“

Auch katrin.scheib hat sich einen Verzicht in den virtuellen Welten auferlegt. Die Chefin vom Dienst bei DerWesten twittert, simst und talkt (via Messenger) zwar weiterhin durchs Revier, aber ihr Facebook-Account muss bis Ostern warten. „Großer Luxus“, findet sie, „Wann immer ich jetzt was sehe, das zu einem Post auf unserer Seite taugt, reiche ich es einfach weiter.“ Aber nicht ums Delegieren geht es ihr, sondern um eine Übung in der Selbsterkenntnis. Und die zeigt vor allem: „Mir fehlt das Ventil.“ Wohin mit all der kreativen Schaffenskraft? Also werden die anderen Kommunikationskanäle vermehrt aktiviert – und nebenbei auch die soziale Ader der Kollegen. Weil sie das gepostete Foto auf Facebook nicht sehen kann, bekommt sie es eben per Mail. „Wenn die Nachricht so wichtig ist, wird sie mich schon finden“, ist dann auch die große Erkenntnis von Facebook-Fastenwoche-Zwei. Und wer brauch hier eigentlich wen: Katrin Scheib Facebook, oder Facebook Katrin Scheib? Jedenfalls meldet das soziale Netzwerk inzwischen ihren Freunden, sie brauche soziale Kontakte. Doch sie hat’s durchschaut: „Sorry, Facebook, aber das ist doch purer Eigennutz. Da geht’s um Deinen Selbsterhaltungstrieb, nicht um mein Wohlbefinden.“ Sozialer Druck – nein. Zufallsbegegnungen durch neue Links und Kontakte – ja. Im Facebookfasten-Blog von Scheib zu lesen, ist wie in den Spiegel der Gesellschaft zu blicken und sein eigenes Gesicht darin zu erkennen. Wir dürfen uns auf die weitere Fastenzeit freuen, in der wir sicher nicht nur weiteres über die Journalistin, sondern auch über uns selbst erfahren werden.

„Sieben Wochen ohne…“: Die Devise der Fastenden hier bei DerWesten geht in die zweite Halbzeit. Für die Community heißt das: Sieben Wochen mit… mehr Einblicken, mehr Einsichten, mehr Leseluxus. Ein Dank den Sonderlingen!