Oberhausen..

Vorne auf der Bühne haben noch die Vampire getanzt, da wurden hinten schon die ersten Requisiten weggetragen. Denn die Zeit war knapp zwischen dem letztem Vorhang in Transsylvanien und der Galapremiere in der Smaragdstadt. Am Montagabend ist Premiere.

Denn da geht es um Magie und Zauberei. Um die außergewöhnliche Freundschaft zweier Hexen und ihre Liebe zu dem gleichen Mann. „Musical des Jahrzehnts” hat die US-Zeitschrift „Entertainment Weekly” die Show genannt, die seit Jahren zu den erfolgreichsten am Broadway zählt. 20 Millionen Zuschauer weltweit haben sich bisher von Elphaba und Glinda in ihre Heimat entführen lassen, in das Land von Oz, und mehr als 1,6 Milliarden Dollar in die Wicked-Kassen gespült.

„Opulent” sei die Wicked-Ausstattung, schwärmt Kristina Frike, sie ist für die Öffentlichkeitsarbeit des Theaters zuständig. „Aufwändig” nennen sie Martin Siebler und Andreas Stiewe. Und manchmal meint man, sie dabei leise seufzen zu hören. Technical Supervisor ist der eine, Technischer Leiter des Metronom-Theaters der andere.

Nur 15 Tage hatten sie Zeit für ihre Umbauten. Zeit, den Orchestergraben zu erweitern, den riesigen Zauberdrachen aufzuhängen, Kulissen zu bauen und über 100 Zahnräder und Motoren anzubringen. Damit Besen fliegen und Seifenblasenmaschinen schweben können. Rund um die Uhr haben deshalb 150 Männer in drei Schichten gearbeitet. Haben gehämmert und gesägt, gemalt und geschraubt, geflucht und geschimpft. Dann waren sie fertig. Seitdem wird im Theater geprobt.

Eingeknüpfte Echthaare

Kostümprobe für die Premiere von „Wicked“. Bild: Jakob Studnar
Kostümprobe für die Premiere von „Wicked“. Bild: Jakob Studnar © Unbekannt | Unbekannt





„Zwei Schritte nach rechts”, tönt es dabei aus den Reihen der roten Sitze vom Saal aus nach oben auf die Bühne. Oder „geht mal ein Stück nach vorne”. Mal muss die Bewegung zackiger, mal der Gesang ergreifender sein. „Läuft gut”, sagt Joana Fee Würz alias Hexe Glinda in einer kurzen Pause. Nur ihr Kleid macht noch Probleme. Drei Ankleider müssen ihr helfen, damit sie in das 15 Kilo schwere „Bubble-Kostüm” hineinkommt. Und dann soll sie in diesem Kleid auch noch kämpfen. „Gewöhnungssache”, glaubt Joana.

Weiter hinten im Theater hat Nuno Azevedo derweil ganz andere Sorgen. „Ich hör nichts mehr.” Ist aber kein Fall für den HNO-Arzt. Denn Nuno probiert gerade eine Affenmaske an. Und der fehlen noch die Löcher für die Ohren. Mit einem beherzten Griff zur Schere löst Maskenbildner Richard Klampenhouwer das Problem. Dann wendet er sich wieder den Perücken zu, die hier in langen Regalen auf Styropor-Köpfen sitzen. 80 Stück werden für die Show benötigt – mit jeweils 150000 bis 200000 einzeln, von Hand eingeknüpften Echthaaren. „Da ist ganz schön was zu tun.”

Edle Getränke

Die Masken für das Hexen-Musical sind aufwendig. Bild: Jakob Studnar
Die Masken für das Hexen-Musical sind aufwendig. Bild: Jakob Studnar © Unbekannt | Unbekannt





Eine Aussage, die die Frauen eine Etage höher sofort unterschreiben würden. Wo ab Montag wieder edle Getränke ausgeschenkt werden, stapeln sich die Kartons, surren die Nähmaschinen. Rund 580 Kostüme und noch einmal so viele Kostümteile wie zum Beispiel Hüte, Handschuhe, Schuhe und Westen gehören zur Show. Maßgefertigt aus Federn, Wolle, Chiffon, Samt, Seide, Leinen, Brokat oder Lurex. Manchmal handbemalt, oft dekoriert mit Perlen, Pailletten und Strass.

„Jedes Detail muss stimmen”, sagt Silke Urbanek, die Verantwortliche für die Kostüme. Auch wenn kaum ein Zuschauer auf die Distanz einen fehlenden Knopf bemerken würde. „Es kommt auf den Gesamteindruck an.” Deshalb muss die Hose von Nunos Schulkostüm auch ein paar Zentimeter verlängert werden. „Sonst sieht man seine Strümpfe aufblitzen”, sagt Urbanek. Selbst das würde selbstverständlich den Gesamteindruck stören.

Roter Teppich

Genau wie Staub im Foyer. Deshalb werden sie bis zur Premiere putzen im Metronom. Werden wischen, saugen, fegen und dekorieren. Und den roten Teppich auslegen für die Gäste der grünen Hexe. Gegen 19 Uhr wird der Premierenvorhang sich dann heben und den Blick freigeben ins Land von Oz. Dann können sie endlich hexen im Metronom-Theater. Zumindest auf der Bühne.