Wacken. .
Das Heavy-Metal-Festival Wacken hat mit den Auftritten von Iron Maiden, Alice Cooper und Mötley Crüe einen fulminanten Start hingelegt. Mehr als 75.000 Zuschauer feiern bis Sonntag die größte, längste und härteste Rock’n-Roll-Party des Jahres.
Mit dem Auftritt von Iron Maiden am Donnerstagabend hat das Wacken Open Air einen fulminanten Start hingelegt. Zuvor haben auf dem größten Metal-Festival der Welt Alice Cooper Mötley Crüe gespielt. Kann da noch mehr kommen? Ja, natürlich, es kann. Noch bis Sonntagmorgen ist’s im hohen Norden der Republik schnell, hart und laut.
„Schlafen? Neeein!“ Bruce Dickinson, Frontmann von Iron Maiden, bringt es auf den Punkt: Ausgelassen feiern die Zuschauer die größte, längste und härteste Rock’n’Roll-Party des Jahres. 75.000 sind wieder nach Wacken gekommen, das Festival ist wie schon in den Vorjahren restlos ausverkauft.
Show mit Festival-Seltenheitswert
Und wie schon in den Vorjahren bekommen sie jede Menge harte Kost, serviert von den Sterneköchen des Heavy Metal. Alice Cooper legt mit einer imposanten Show los und verwandelt die Bühne in ein Theater. Eine Show mit Festival-Seltensheitswert und einem Alice Cooper, dem das Seniorenalter nicht eine Sekunde anzumerken ist. Mit seinem theatralischen Bühnenprogramm treibt er es an die Spitze und wirkt dabei so frisch, als hätte er erst vorgestern „18“ oder „School’s out“ geschrieben. Genau so wirken seine Songs auf das Publikum, das sich trotz des nicht ganz zur Show passenden Tageslichtes sofort mitreißen lässt. Das Wetter spielt auch mit, kein Tropfen Regen fällt am ersten Festivalabend vom norddeutschen Himmel.
Ein Bilderbuchstart also für die 21. Auflage des Wacken Open Air, das augenscheinlich wie ein Fels in der Brandung der sich schnell wandelnden Musikwelt steht. Zu hören gibt es zwar all die Facetten von Black, Thrash und Death bis hin zu Metal mit aktuellen Einflüssen. Dennoch ist das Genre an sich eher konservativ geprägt – und vor allem wertetreu. Es sind Werte, die über das Musikalische hinaus gehen und sich im Verhalten der Fans und in der Atmosphäre widerspiegeln. Freundlich, freundschaftlich, hilfsbereit – das sagen die Dorfbewohner Wackens, wenn sie über die Besucher des Open Air gefragt werden. Das sagen auch die Festival-Besucher über die anderen Besucher. Und natürlich auch über die Dorfbewohner. Auseinandersetzungen, vor allem handgreiflicher Art, bleiben die Ausnahme. Ebenso die „besonderen Vorkommnisse“, wie sie von den Sicherheitsleuten genannt werden. Seit Jahren wird das Publikum immer jünger, übernimmt zum größten Teil die Einstellung der Metal-Veteranen – und interessiert sich, um wieder zum Musikalischen zurückzukommen, für die Klassiker des Genres.
Eine erinnerungswürdige Nacht
So war ein beachtlicher Teil des Publikums noch nicht auf der Welt, als Mötley Crüe in den 80ern ihre großen Erfolge gefeiert haben. Spandex-Hosen, Dauerwelle und Schminke. Was Zutaten für einen Bad-Taste-Film sein könnten, erlebt am ersten Wacken-Abend eine Renaissance. Die Mannen um Tommy Lee werden frenetisch gefeiert, „Girl, Girls, Girs“ wird aus zehntausenden Kehlen mitgegröhlt. Manche Besucher haben sich ungesund enge Hosen angezogen und Perücken aufgesetzt.
Die Organisatoren Thomas Jensen und Holger Hübner haben es geschafft, die Großen der Szene an einem Abend auf die Bühne zu holen und somit eine „Night to remember“ zu kreieren. Eine erinnerungswürde Nacht, wie der erste Wacken-Tag traditionell heißt, ist der Donnerstag in der Tat. Denn mit Iron Maiden spielt am späten Abend die größte und erfolgreichste Metal-Band. Schon 2008 haben die Musiker um Sänger Bruce Dickinson eine grandiose Show geliefert – und dieses hohe Niveau können sie auch am Donnerstag halten, vielleicht sogar ein wenig toppen. Gute zwei Stunden fegt Dickinson – die 50 schon deutlich überschritten und mit imposanter Kondition gesegnet - über die Bühne. Singt Stücke aus jüngeren Alben wie „A matter of life and death“ oder „Brave new world“. Garniert wird die Show mit Klassikern wie „Hollowed be thy name“ oder natürlich „Number of the beast“ – beides Stücke, die schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Womit wieder das jüngere Publikum ins Spiel kommt, das die Songs erstaunlich textsicher mitsingen kann. Das gilt besonders für die Hymne „Afraid oft the dark“. Wenn 75.000 den Refrain mitsingen, sorgt das für ausgedehnte Gänsehaut-Momente schon am Anfang des Festivals.
Bislang keine Schlammschlachten
Momente, die sich am Freitag und Samstag etliche Male wiederholen sollen. Gut drei Dutzend weitere Bands spielen auf dem Festival, dem die obligatorischen Schlammschlachten bisher erspart worden sind. Der angekündigte Regen ist noch nicht gefallen, statt dessen brennt die Sonne vom Himmel. Es sind nahezu optimale Festival-Bedingungen, optimal ist auch die Stimmung. Für den Freitagabend haben sich Slayer angekündigt, am Samstag spielen unter anderem Immortal. Schwarz, dunkel, und dennoch die Stimmung erhellend. Auch das ist Wacken, auch 2010: Kontrastreich.