„Sämtliche Figuren dieses Romans sind frei erfunden“ – das ist so ein Satz, der gar nicht nötig wäre, wenn die besagten Figuren nicht so verflixt nah an der Wirklichkeit gebaut wären. Das war auch schon in den acht vorherigen Romanen so, die Jörg Juretzka bisher um den öffentlich unrechtmäßigen Privatdetektiv Kristof Kryszinski kreisen ließ. Aber nun, im neuen „Rotzig & Rotzig“ (Rotbuch Verlag, 253 S., geb., 16,95 €), mit dem der schier unkaputtbare Kryszinski von seinem bösen Flüchtlings-Abenteuern an der spanische Südküste wieder ins heimatliche Mülheim zurückkehrt.

Ein- und Ausbrüche

Wer um die Verlogenheit des Begriffs „Wohnpark“ wissen möchte, kann sich einen solchen ansehen – oder, was ungleich angenehmer ist, Juretzkas realitätsgebeuteltem Helden in den Mülheimer Norden folgen. Dort nimmt Kryszinski einen Job als Hochhausmeister an. Zur Tarnung. Der hartgekochte Ermittler, der sein großes Herz für Verlierer aller Art auch unter einem Panzer aus coolen Sprüchen nicht verstecken kann, ist von der Wohnungsbaugesellschaft angeheuert, er soll eine Einbruchsserie aufklären.

Zwillinge, die sich das Adelsprädikat „Rotzige“ jeden Tag aufs Neue verdienen, möchten ihn daran hindern. Was sie dann in Luxemburg verschwinden lässt, bei Kinderschändern, wie man rasch ahnt. Der wahre Herzschlagbeschleuniger aber ist die beängstigende Realitätsnähe, sobald es um korrupte Amtspersonen geht.