Essen. .

Es ist nicht ganz einfach, Zukunftspläne zu gestalten, während Sparpläne die Debatte beherrschen. Christian Tombeil, als Anselm-Weber-Nachfolger vom Sommer an neuer Intendant des Schauspiels Essen, hat „die Schere im Kopf“ soweit wie möglich ignoriert und einen ehrgeizigen Spielplan vorgestellt, der mit weit über einem Dutzend Premieren, darunter viele Ur- und deutsche Erstaufführungen, die personellen und finanziellen Ressourcen des Grillo-Theaters bis an die Grenze der Belastbarkeit nutzen wird.

Auch wenn Tombeil gestern keine konkreten Summen nennen wollte, wird man mit Einsparungen umgehen müssen. Zehn Millionen Euro, so Berger Bergmann, Geschäftsführer der Essener Theater und Philharmonie, brauche es aus den künstlerischen und technischen Etats, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Derzeit arbeite man an möglichen „Umschichtungen“, heute will Essens Kämmerer Lars Klieve neue städtische Sparpläne vorlegen.

So oder so wird die Frage sein, wieviel Experiment, wieviel Zumutung Theater sich noch leisten kann. Tombeil weiß, dass „die Abstimmung mit den Füßen“ gelingen muss und hat einen Spielplan ersonnen, der mit dem etwas überstrapazierten „Heimat“-Begriff arbeitet, eigentlich aber ein populäres, nicht unkluges Konglomerat aus oft genreübergreifenden Zeitgeist- und Zielgruppen-Stücken ist, mit Liederabenden und Literatur-Adaptionen, mit HipHop-Projekten und Schuberts Winterreise von Essener Heimatchören, mit Adolf Winkelmanns für die Bühne adaptierter „Aussteigerkomödie“ und mit Fußball.
Man wird Regisseure kennen lernen, die nicht mehr aus Wien und Berlin kommen, sondern aus Gießen oder Mannheim, in Essen aber Erstliga-Reife erlangen sollen. Vor allem das „projekthafte Arbeiten“ werde dabei Bedeutung haben. Die großen Klassiker sollen – mit Ausnahme von Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ – zunächst warten.

Tombeil, mit dem ‘Ruch’ des Zwei-Städte-Theaterexperten von Krefeld-Mönchengladbach nach Essen verpflichtet, lässt dabei keinen Zweifel, das Eingebundensein des Theaters in die Stadt zu wahren. Kooperationen seien sinnvoll, um Farben im Spielplan zu ergänzen, aber kein Heilmittel, um Etats zu sanieren.