Bayreuth. .

Es wimmelt vor Verrückten bei den Bayreuther Festspielen, hat Lars von der Gönna festgestellt. Sie stehen vor dem Festspielhaus und klatschen, wenn Politiker aus ihren Limousinen steigen.

Auf dem Grünen Hügel wimmelt es von Verrückten. Das sind nicht unbedingt Regisseure, die weiße Mäuse sehen, auch nicht die Wagner-Verrückten, die unbedingt (dazu später mehr) rein wollen ins Festspielhaus, obwohl sie nicht dürfen.

Thomas Gottschalk und seine Frau Thea. Foto: afp
Thomas Gottschalk und seine Frau Thea. Foto: afp © AFP

Die Verrückten sind ganz normale Leute. Die stehen einfach da, wenn die Politiker aus den Limousinen steigen und klatschen. Die Gesetze, nach denen sie mehr, weniger oder gar nicht klatschen, sind für mich undurchschaubar. Guido Westerwelle hat deutlich mehr Klatscher gekriegt als Gabriele Leutheusser-Schnarrenberger, obwohl sie das schönere Kostüm anhatte. Auch für Gottschalk und seine Frau, die einen Rock trug, mit dem sie Bibo aus der Sesamstraße zum Verwechseln ähnlich sah, gab es guten Applaus.

Einer von den Klatschern, die übrigens nichts dafür bekommen, ja nicht mal etwas erwarten, hatte einen besonderen Dachschaden. Beim Défilé der Promis rief er dauernd: „Weiter so!“, dann den Namen und dann wieder „Weiter so!“, dann wieder den Namen.

Erst kam die Kanzlerin vorbei. Der mit dem Dachschaden rief „Weiter so, Frau Merkel, weiter so!“ Dann kam bayerische Ministerpräsident vorbei und diesmal rief der Mann natürlich „Weiter so, Herr Seehofer, weiter so!“

Du liebe Zeit, Angela Merkel hat grausige Umfragewerte und von Horst Seehofer behauptet dauernd jemand im Bundestag schwanger zu sein. Weiter-so-Rufe müssen den beiden wie ein grässlicher Hohn vorkommen in diesen Tagen; der Mann mit dem Dachschaden meinte es aber gut.

Noch kurz zu den anderen Verrückten. Sie haben keine Karte, reisen aber trotzdem nur wegen der Spiele an. Sie stehen mit hässlichen Pappschildern am Festspielhaus. Auf den Schildern steht sinngemäß so was wie „Suche Karte – mache alles!“ Die Tageszeitung ist außerdem voll von Anzeigen, die Menschen aufgeben, denen das mit der Pappe zu peinlich ist. „Suche Festspielkarten. Seriöse Barabwicklung!“ Wer das Wort „Barabwicklung“ in Zusammenhang mit „seriös“ benutzt, steht meiner Meinung nach mit einem Bein im Kittchen. Frustriert über den Niedergang der Festspiele wechsele ich in die Nachbarspalte der Tageszeitung: „Hase m. Stall zu verschenken.“ Ich rief dreimal an, es war dauerbesetzt. Das ist ein Zeichen. Ich werde auch in Zukunft ein hasenloses Dasein führen. Ich kenne jemanden, der „Weiter so!“ gerufen hätte.

Leitmotiv des Tages: „Ohn’ Antwort ist der Ruf verhallt!“ (Richard Wagner, Lohengrin, 1. Aufzug)