Oberhausen. .
Die Kulturgeschichte der Toilette, gezeigt in 20 Dixi-Klos: „Besetzt“ heißt die Ausstellung in Oberhausen, obwohl „Betreten“ ausdrücklich erwünscht ist. Auch Sanitätkultur ist Kultur, erfahren wir in den nicht ganz so stillen Örtchen.
Wenn 20 Mobiltoiletten umfunktioniert werden zu Ausstellungsräumen, tritt ein lustiger Effekt ein: Man erschrickt nämlich, wenn man eine solche Türe öffnet – und da ist schon jemand drin. „Oh, Entschuldigung!“ Dabei steht der da in einem durchaus gesellschaftsfähigen Gesamtzustand und nestelt oder so auch nicht an irgendwas herum, sondern liest nur bildungsbeflissen, was an der Wand steht. „Oh, Entschuldigung“ – so weit geht die Macht des Klos!
Diese Ausstellung in 20 von jetzt an nicht mehr ganz so stillen Örtchen gibt es wirklich, sie steht neben dem Niederrhein-Stadion in Oberhausen und heißt „Besetzt“, obwohl natürlich ganz im Gegenteil „Betreten“ ausdrücklich erwünscht ist. Die gegenüber allen Abwasserfragen aufgeschlossene Emschergenossenschaft präsentiert eine Art Kulturgeschichte der Toilette, sozusagen auf engstem Raum und sinnigerweise nahe der Emscher; und dabei assistiert die Firma Adco, Marktführer in Europa bei „mobilen anschlussfreien Sanitäreinheiten“, wie die Branche sagt – wir wollen aber lieber bei „Dixi-Klo“ bleiben.
„Wir reden hier auch von Kultur, nämlich von der Sanitärkultur“, sagt am Freitag zur Eröffnung Jochen Stemplewski, der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft. So geht es um Technik und um Geschichte, um Toiletten in der Literatur, im Film und in der Rockmusik und überhaupt der weiten Welt: Man lernt, dass einem ostasiatischen Inselvolk die einschlägige Geräuschentwicklung so peinlich ist, dass sie früher die Spülung pausenlos betätigten. Da das große Wassermengen verbrauchte, entwickelte sich der Fortschritt dahin, dass sie heute einen Knopf betätigen, der nur noch das Geräusch pausenlosen Spülens hervorruft.
Mobile anschlussfreie Sanitäreinheiten hingegen sind ein Kind des Krieges: Sie entstanden in den frühen 1940er-Jahren auf amerikanischen Werften, wo wegen des Weltkriegs plötzlich viel mehr Menschen arbeiteten, als das geplant war. Ein Amerikaner namens Fred Edwards war es dann auch, der die Branche nach Deutschland führte: In einer Garage in Velbert entwickelte er in den frühen 70er-Jahren „Dixi A“, ein schweres Häuschen ohne Schloss, das zügig abgelöst wurde von „Dixi B“. In wenigen Jahren, sagt Adco-Sprecherin Karin Bacher, steht nun „Dixi C“ ins Haus: mit integriertem Waschbecken, dafür ohne Tankeinsicht. Also, ein Verlust ist das nicht.
Zu Wort kommen in der Ausstellung natürlich auch Menschen, die acht Stunden am Tag auf öffentlichen Toiletten arbeiten; und damit sind sie ganz nah dran an den menschlichen Niederungen. „Es gibt Leute, die zahlen, und andere zahlen nicht“, sagt etwa eine Doris aus einem Dortmunder Kaufhaus: „Manche ziehen ihr Portmonee raus, tun so, als suchten sie Geld, aber stecken das Portmonee wieder ein, und weg sind sie. Andere nehmen ein Geldstück, aber klacken nur oben auf die Kasse drauf.“
Ähnliche Erfahrungen hat auch ihr Kollege Torsten aus demselben Haus gemacht, findet aber dann doch zu einem positiven Schlusswort: „So gesehen, ist man sein eigener Chef. Der einzige Nachteil ist, man kriegt hier keine Sonne ab.“ Toi toi toi!