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Nina Hagens Album „Personal Jesus“ ist ein Klang gewordenes Bekenntnis. So durch und durch beseelt von gospelnder Ekstase, dass man perplex nach dem ironischen Bruch sucht, den es bei einer Godmother Of Punk wohl geben sollte.

Was den Glauben angeht, hat Nina Hagen in den vergangenen 30 Jahren so gut wie nichts ausgelassen. Sie glaubte einfach alles, was sich ihr in den Weg stellte, bis sie die Lust daran verloren hatte: Hinduismus, Ufos, Kristalle und was im spirituellen Supermarkt sonst so im Sonderangebot war. Nur dass sie nun zurück in den Schoß des Christentums findet, daran hätte wirklich niemand geglaubt. Doch Personal Jesus (Koch/Universal) ist ein Klang gewordenes Bekenntnis, so durch und durch beseelt von gospelnder Ekstase und bluesträchtiger Demut, dass man perplex nach dem ironischen Bruch sucht, den es bei einer Godmother Of Punk ja schon geben sollte. Allein: Man findet ihn nicht. Oder, wenn man so will, liegt er höchstens in Hagens unvergleichlicher Stimme, der sie auf diesem Album aber alle überflüssigen Kapriolen verbietet.

Rückhaltlose Inbrunst

Natürlich: Sie rollt das „Rrr” und lässt ihre Stimme zeitweise bis in die Eingeweide sinken. Doch Hagens Organ nimmt es mühelos mit jeder großen Rhythm & Blues-Sängerin auf, sie strotzt gleich zu Anfang bei „God’s Radar” und „I’ll Live Again” mit einer rückhaltlosen Inbrunst, dass es eine Freude nicht nur für Fans und Pfarrer gleichermaßen sein dürfte. Das vorzüglich arrangierte Album wechselt zwischen Gospel, Blues und Country, liefert Popsongs und Traditionals, dass man Hagen dafür lobpreisen möchte. Allein mit zwei der Songs – „Help Me” von Elvis und „Personal Jesus” von Depeche Mode – kommt sie weder an die Originale heran noch an deren unerreichte Coverversionen. Die stammen in beiden Fällen von Johnny Cash.