Essen. .

Nach weltweit 100 Millionen verkauften „Twilight“-Romanen legt Autorin Stephenie Meyer jetzt nach: „Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl“ ist mit nur 208 Seiten allerdings ziemlich schmale Kost für alle Fans der Vampir-Saga.

Wenn man der 1973 geborenen Stephenie Meyer glaubt, erschien ihr die Idee für „Twilight“ im Traum. Ein goldener Traum, wie sich herausstellte, die vier Romane der Vampir-Saga haben eine weltweite Fan-Hysterie ausgelöst. Ein wenig wollte sie wohl noch weiter träumen. Anders ist es schwer zu erklären, dass sie eine Nebengeschichte aus dem dritten Teil („Eclipse“) zu einem eigenen Buch aufgeblasen hat: „Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl: Das kurze zweite Leben der Bree Tanner“ ist am Samstag erschienen.

Die 15-jährige Bree ist vor ihrem prügelnden Vater geflohen und dem brutalen Leben auf der Straße nicht gewachsen, als sie dem Vampir Riley begegnet. Er verspricht dem hungrigen Mädchen einen Cheeseburger und sie verliert Blut und Leben an Rileys Herrin Victoria, die für einen Rachefeldzug eine Vampir-Armee aufstellt. Victoria will die Cullen-Familie vernichten, die mit den Menschen in Frieden lebt. Die Schlacht endet für alle Beteiligten bitter, wie die Leser der „Twilight“-Romane natürlich schon wissen.

Keine Gänseblümchen-Vampire

Sie habe nicht geplant, Brees Geschichte als eigenständiges Buch zu veröffentlichen, sagt Stephenie Meyer. Aber als sie an „Eclipse“ arbeitete, habe sie viel über die neugeborenen Vampire und deren Perspektive nachgedacht: „Es machte mich irgendwie traurig, dass es keine Möglichkeit gab, wenigstens etwas davon in dem Buch zum Ausdruck zu bringen“. Für das „Twilight“-Kompendium war die Geschichte zu lang. Also kam der Verlag auf die einträgliche Idee, einen neuen Roman herauszubringen. Mit 208 Seiten eher ein „Romanchen“ im Vergleich zu den Vorgängern.

„Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl“ langweilt nicht; Stephenie Meyers Romane sind literarisch anspruchslos, aber Geschichten kann sie erzählen. Mit fiebriger Intensität begleitet man Bree auf der Jagd, wenn sie wie ein wildes Tier nur noch ihren Sinnen folgt und Menschen pure Blutcontainer sind. Das sind keine Gänseblümchen-Vampire wie der zahme Edward und seine Familie. Hier hätte Meyer die Abgründe des Vampir-Daseins, die dunkle Seite der Ewigkeit, aufscheinen lassen können. Doch sobald Blut fließt, hat die Autorin Bisshemmungen. Die bekennende Mormonin will ihren Teenie-Fans keinen Horror zumuten. Am eigenen Anspruch, aus der Sicht eines blutrünstigen Vampirs berichten zu wollen, scheitert sie kolossal.

Ein Erfolg wird „Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl“ (deutsche Erstauflage: 1 Million!) trotzdem: Mit dem Buch können sich Fans das Warten auf den dritten „Twilight“-Film „Eclipse“ versüßen, der im Juli startet. Erste Trailer werden im Netz schon diskutiert, Hauptdarsteller Robert Pattinson lächelt in Millionen Mädchenzimmern von der Wand oder als männliche Barbie-Puppe vom Regal: Das Unternehmen „Twilight“ bleibt eine Goldgrube. Auch wenn das neue Buch nur Katzengold ist.