Düsseldorf.

Wer sich in die Welt von Roman Polanskis Filmen begibt, der taucht ein in klaustrophobische Räume, deren Bewohner der seelischen Erosion entgegentreiben. Abseits der rechtlichen Probleme Polanskis widmet das Düsseldorfer Filmmuseum dem Künstler eine überfällige Hommage.

Als erstes bemerkt man nach dem Betreten des Ausstellungsraums diesen Stern, dessen Aussehen gleichzeitig an Judenstern und Glamour-„Star” erinnert. Es ist die Kopie genau jenes Sterns, mit dem Roman Polanski auf dem „Walk of Fame” in Warschau geehrt wurde. Eine Inschrift fällt auf: „Mich kann nichts erschüttern.” Der Ausspruch eines Mannes, der mehr erlebt hat, als gut sein kann für ein einziges Leben: vom Judengetto in Warschau über den bestialischen Mord an der schwangeren Ehefrau Sharon Tate bis hin zum aktuellen Hausarrest in der Schweiz, Echo eines seit Jahrzehnten an ihm haftenden Makels.

Längst überfällige Hommage an einen vielseitigen Künstler

Im Düsseldorfer Filmmuseum hat man „Roman Polanski - Regisseur und Schauspieler” nun eine Ausstellung gewidmet. Einen Bezug zu den derzeitigen Querelen des 77-Jährigen mit der amerikanischen und Schweizer Justiz sollte man da nicht konstruieren - als Polanski im September verhaftet wurde, waren die Vorbereitungen längst im Gange. Man sollte die Ausstellung vielmehr als längst überfällige Hommage an einen Künstler sehen, dessen Vielseitigkeit als Regisseur an die großen Meister des alten Studiosystems in Hollywood erinnert. Polanski hat Psychodramen wie „Ekel” gedreht, Parodien wie „Tanz der Vampire”, exquisite Literaturverfilmungen („Tess”) und nervenaufreibende Thriller („Frantic”).

In Düsseldorf beginnt man mit dem Rundgang weit weg von diesen späteren Erfolgen: Ein „Schock-Raum” erinnert an das Warschauer Getto, in dem der kleine Roman viele Jahre seiner Kindheit verbracht hat. Er und sein Vater überlebten, die Mutter wurde von den Nazis umgebracht. Man passiert seine Anfänge als Schauspieler und landet schließlich bei den Kurzfilmen, die er an der Filmhochschule in Lodz realisieren konnte. Sie laufen non-stop und geben bereits einen Eindruck vom beginnenden Künstler im Regiesessel.

„Ich habe nie einen Film gedreht, der mich völlig befriedigt hätte”

Danach teilt sich die Schau in zwei Abteilungen. Die eine besteht aus lauter kleinen Kojen für jeden der Langfilme Polanskis, ausgestattet mit Bildern, Kritiken und Selbstauskünften des Regisseurs. Die andere umfasst zahlreiche Vitrinen, in denen sich Bestandteile der Sammlung von Polanskis langjähriger Mitarbeiterin Sylvette Baudrot befinden - Drehbücher, Storyboards, Skizzen, Castingfotos.
Hier zeigt er sich besonders, der akribische Vorbereiter, dieser Gesamtkünstler, der in alle Ebenen der Produktion involviert sein will. Fotos von Händen alter Damen zeugen von einem umfangreichen „Hand-Casting”, das er für nur eine einzige Szene veranstaltete. Extra vom jeweiligen Filmstreifen abgenommene Fotos dokumentieren, mit welcher Sorgfalt hier einer Perspektiven wählt und auch Partner des Kameramanns sein will. Trotzdem: „Ich habe nie einen Film gedreht, der mich völlig befriedigt hätte.”

Wer sich in die Welt von Polanskis Filmen begibt, der taucht ein in klaustrophobische Räume, deren Bewohner der seelischen Erosion entgegentreiben. Der begegnet selbst in den Komödien menschlichen Urängsten, die in Gewalt und Selbstzerstörung münden. „Klaustrophobie, Rätselhaftigkeit und Terror”, so der Autor Ariel Dorfman („Der Tod und das Mädchen”), „sind nur logisch bei seiner Biographie.” Ein weiteres Polanski-Zitat unterstreicht das: „Soweit ich zu-rückdenken kann, ist in meinem Leben die Grenze zwischen Phantasie und Wirklichkeit hoffnungslos verwischt gewesen.” Die Ausstellung erzählt viel davon.