Köln. .
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat beim Medienforum NRW vor einer digitalen Zwei-Klassen-Gesellschaft gewarnt. Wenn einige Bürger vom Internet ausgeschlossen seien, drohe eine Spaltung der Gesellschaft.
Mit einem Appell zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den Chancen und Risiken des Internets hat am Montag in Köln das 22. Medienforum NRW begonnen. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) warnte in seiner Eröffnungsrede vor den Gefahren der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft: „Das Internet macht es schwieriger, die Einheit der Gesellschaft zu bewahren“. Es drohe die Spaltung der Gesellschaft in eine Gruppe der Bevölkerung, die mit dem Internet umgehen könne und eine andere Gruppe, die davon ausgeschlossen bleibe. Gleichzeitig betonte der amtierende Regierungschef die Chancen der Online-Gesellschaft: Mit dem Internet sei die „Vision der Aufklärung, des Wissens für alle“ wahr geworden.
Rüttgers verwies zugleich auf die Notwendigkeit, Kinder und Jugendliche fit für die sich wandelnde Mediengesellschaft zu machen: „Jugendliche müssen ein Gespür für die Qualität einer Information bekommen.“ Unerlässlich sei das Recht des Einzelnen auf die eigenen Daten und auf eine Gegendarstellung, damit die persönliche Freiheit des Einzelnen geschützt bleibe.
Ausbau sozialer Netzwerke erwartet
Zu den etwa 50 Veranstaltungen des Medienforum NRW werden bis Mittwoch, 30. Juni, mehr als 10 000 Besucher erwartet. Die Veranstaltung steht in diesem Jahr unter dem Motto „Was uns lieb und teuer ist“. Im Vergleich zu den Vorjahren sei das Programm des Medienkongresses gestrafft und verdichtet worden, hatte Gernot Gehrke vom Veranstalter LfM Nova vorab erklärt. Pointierte Referate prominenter Branchenexperten sollen die Kongressteilnehmer schnell zum engagierten Meinungsaustausch einladen. Unter anderem werden Bertelsmann-Vorstandschef Hartmut Ostrowski, der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar und der Chefredakteur des britischen „Guardian“, Alan Rusbridger, in Köln erwartet. „Immer wieder wird es um die Frage gehen, welche Medien sind Anbietern und Konsumenten besonders wichtig und wie können sie finanziert werden“, sagte Gehrke.
Gleich zur Eröffnung war die Zukunft der Zeitung eines der beherrschenden Themen: „Die Zeitung wird es auch noch in den kommenden 20 Jahren geben“, erklärte Achim Berg, bei Microsoft zuständig für Windows Phone. Er bekräftigte, dass der Software-Hersteller im Herbst ein neues Betriebssystem für mobile Anwendungen auf den Markt bringen wird. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen werde dabei mehr auf die Belange von privaten Nutzern eingegangen.
Joel Berger, verantwortlich für den Ausbau von MySpace in Deutschland, rechnet mit einem weiteren Ausbau der sozialen Netze und ihrer Anwendungen. Derzeit habe Facebook 400 Millionen Mitglieder: „Warum soll es nicht soziale Netze mit einer Milliarde und mehr Mitgliedern geben?“
Das Land NRW fördert das Medienforum NRW mit rund 1,5 Millionen Euro, die Landesanstalt für Medien steuert rund 800 000 Euro bei, weitere 250 000 Euro kommen von der Stadt Köln. (ddp)