Berlin. .

Und noch eine Talkshow: Peter Hahne hatte bei seiner Premiere am Sonntagmittag Margot Käßmann zu Gast. Nach anfänglicher Nervosität auf beiden Seiten entwickelte sich dann doch noch ein interessantes Gespräch.

Nun also noch eine neue Talk-Show. Als gäbe es nicht schon genug. Peter Hahne, er war elf Jahre stellvertretender ZDF-Hauptstadtleiter, kommt sonntags, zum Mittagessen um 13 Uhr. Kein prickelnder Platz.

Doch Hahne, der Polit-Profi, hat sich in der Premiere gut geschlagen - und seine Gesprächspartnerin Margot Käßmann ebenfalls. Nach anfänglichen Nervosität absolvierte sie die 30-minütige Fragestunde in intimer Studio-Atmosphäre mit Blick aufs Brandenburger Tor in glänzender Souveränität und zum Schluss auch immer offener. Es war ein Gespräch unter Freunden. Margot Käßmann war Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), bis sie wegen einer Alkoholfahrt im Februar von allen kirchlichen Ämtern zurücktrat. Hahne war von 1992 bis 2002 Mitglied des Rates der EKD. Er, ein Konservativer in der Kirche, der den frommen Pietisten nahesteht, sie, die progressive Kirchenfrau, die erste Ratsvorsitzende in der Geschichte der EKD.

Neuigkeiten über den Rücktritt

Der TV-Moderator hatte es nicht eben leicht, Käßmann hat gerade dem „Spiegel” ein sehr ausführliches Interview gegeben. Die meisten Fragen waren somit beantwortet. Und über Strecken hin gerierte sich Hahne auch als Stichwortgeber, damit Margot Käßmann noch einmal ihre Beweggründe für ihren Rücktritt erklären konnte. Doch ihm gelang es zunehmend besser, den Blick auch auf bisher unbekannte Einsichten zu lenken.

Zwar weigerte sich die ehemalige hannoversche Landesbischöfin auch jetzt, den Namen des Mannes zu nennen, der bei der Alkoholfahrt mit im Wagen saß, doch über den Rücktritt verriet sie so ganz nebenbei doch einiges. Etwa, dass sie im Amt geblieben wäre, wenn ihr Name nicht öffentlich gemacht worden wäre. Oder, dass sie geblieben wäre, wenn außer Nikolaus Schneider der gesamte EKD-Rat ihr vehement zu geraten hätte. Ob sie es ausgesessen hätte, hakt Hahne nach. Nein, sagt sie, das hätte sie dann nicht als aussitzen verstanden. Aber als sie dann tagelang von Medienleuten in Hannover belagert worden sei, sei klar geworden, dass sie nicht werde im Amt bleiben können. Angela Merkel habe noch am Tag des Rücktritts angerufen und gesagt, wie sehr ihr der Rücktritt leid tue.

Was dann folgt, ist Routine. Hahne lenkt das Gespräch auf die Politik, das Sparpaket der Regierung, den Afghanistan-Einsatz, die Bundespräsidenten-Wahl. Und dabei wird immer deutlicher, dass die frühere EKD-Ratsvorsitzende längst aus ihrer Zurückgezogenheit, die sie sich nach dem Rücktritt auferlegt hatte, herausgetreten ist. Sie mischt sich wie eh und je wieder ein - auch wenn sie (noch) kein neues Amt in der Kirche hat. In die Politik jedenfalls, das verriet sie auch, will sie nicht.

Zwar gelingen wirklich neue Einblicke in Käßmanns gedankliche Welt nur selten, doch immerhin, es gab sie. Deshalb: Premiere bestanden.