Duisburg. .

Der Weg ist das Ausstellungs-Ziel in der Duisburger Küppersmühle. Rund 50 Exponate geben Einblick in das Werk des zweifachen documenta-Teilnehmers und Weltenwanderers Abraham David Christian.

Die Wege des Abraham David Christian sind lohnenswert zu ergründen. Manchmal ist es eine Reise zu den Zen-Klöstern nach Japan, die zu neuen künstlerischen Inspirationen führt. Manchmal ist es nur eine Fahrt von Düsseldorf ins Süddeutsche, an deren Ende eine Ausstellung wie diese steht: „The Way/ Der Weg“ heißt die programmatische Werkschau in der Duisburger Küppersmühle, mit japanischem Schriftzeichen in der Mitte. Sie beruht darauf, dass man Abraham David Christian, (kurz ADC) den zweifachen documenta-Teilnehmer und Weltenwanderer auch mit einem Gurkenschnittchen glücklich machen kann.

Mehr hatte Walter Smerling, Museumschef der Duisburger Küppersmühle vor vier Jahren nicht im Kühlschrank, als ADC, auf der Autobahn hungrig geworden, bei ihm Halt machte. Die Einladung zur Ausstellung nach Duisburg nahm der Künstler trotzdem an. Denn die Einfachheit ist es, die der gebürtige Düsseldorfer mit Ateliers in New York und im japanischen Hayama favorisiert.

Auf der Suche nach Spiritualität und Balance

Dabei ist Abraham David Christian ein Überflieger im Kunstbetrieb, einer der eher unbekannten Weltstars. Mit 15 spricht er an der Volkshochschule Ulm über die Kunst von Joseph Beuys, mit 16 trifft er Andy Warhol in New York und assistiert Christo bei der Installation seiner Arbeit in Kassel. 1972 ist er mit 19 Jahren der bis dahin jüngste Teilnehmer einer documenta.

Man könnte einen Karrieristen, einen Getriebenen erwarten, doch Christian ist das genaue Gegenteil. Ein bekennender Entschleuniger auf der Suche nach Ganzheit, nach Spiritualität, nach der Balance, im Leben wie in der Kunst, dessen Arbeiten so unprätentiös, konzentriert und auf leiseweise Art fesselnd wirken wie seine Auftritt.

So stapeln sich glatt polierte Kuben zu „Türmen der Stille“, wachsen weich gerundete Formen zu fragilen Steinbauten, türmen sich Bronze-Blöcke zu Gipfeln der Erkenntnis.

Nichts Lautes, nichts Spektakuläres ist in den mattgrauen bis schlichtweißen Arbeiten, die die Küppersmühle in sieben Abschnitten präsentiert, die Raum der Balance oder Nachdenkraum heißen.

Dass das Einfache oft das Schwierigste ist, muss dabei niemand betonen. Drei Jahre lang haben Flugzeugingenieure an der Realisierung seiner jüngsten Arbeit „Interconnected Sculpture“ getüftelt. Vier Tonnen Bronze, die nun wie ein riesiger, endloser Tuscheschwung durch den Raum tanzen. „Was der Mensch erträumen kann, kann er auch umsetzen“, sagt Christian. Selbst die monumentalen „Türme der Weisheit“ wirken noch spielerisch. Es sind Erlebnis-Schichtungen, sedimentierte Welterfahrungen, die der 57-Jährige auf seinen zahllosen Reisen sammelt.

Werkstatt in Japan

In Deutschland geboren, versteht sich der Minimalismus-Meister heute als Europäer mit amerikanischem Pass und japanischer Lebensart. Ein Weltenbummler ohne Glamour. Bevor er die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, hat er die kompletten Staaten von Nebraska bis Mississippi bereist. In Japan betreibt er längst nicht nur eine Werkstatt, sondern lehrt an diversen Hochschulen von Tokyo bis Yamaguchi. Und zwischen Asien und Afrika hat er praktisch jeden mythologischen Ort bereist. Abraham David Christian, das klingt eben schon namentlich nach einem, der sich offen zwischen den Religionen und Kulturen bewegt. „Was mich interessiert, ist das Verbindende.“