Essen. Er gehört zu den Gefragten der Fernsehbranche. 2008 und 2009 hat der Essener Schauspieler Martin Lindow für eine ganze Reihe von Produktionen vor der Kamera gestanden, die 2010 ausgestrahlt werden. „Ich habe quasi durchgedreht“, meint der in Werden lebende Lindow.
„Theater spielen klappt nur im Winter.“ Dennoch ist die Bühne seine große Liebe geblieben. Ab dem 11. Januar gibt er nun ein vierwöchiges Heimspiel im Theater im Rathaus mit Neil LaButes „Fettes Schwein“.
Wenn eine Figur einen Konflikt in sich trägt, hat sie bei Martin Lindow schon gewonnen. „Ganz unabhängig vom Genre Menschen zu zeigen, die nicht alles fest im Griff haben, die vom Leben überfordert sind, die etwas umtreibt, ist das Hauptmotiv für meinen Beruf“, sagt der Grimme-Preisträger. So wie der Polizist Hellmich. Der muss in „Ein starkes Team - Dschungelkampf“ (2. Januar, 20.15 Uhr, ZDF) die Zerrissenheit zwischen Kriminalitätsbekämpfung in seinem Plattenbauviertel und der drogensüchtigen Freundin aushalten. „Eine sehr spannende Rolle“, betont Lindow. Und das erste Mal, dass er seit dem ausgezeichneten Sigi Möller in „Polizeiruf 110“ mal wieder einen Uniformierten verkörpert. „Ich habe oft genug Polizisten gespielt: Jetzt bin ich in Krimis meist als Gegenspieler (u.a. in „Soko Köln“, „Stolberg“) zu sehen.“
Ein privilegierter Beruf
Aber auch in so genannten Eventfilmen wie dem in Schottland gedrehten Ken-Follett-Thriller „Eisfieber“ (25. und 27. Januar 2010, ZDF) und dem Politthriller „Die Grenze“ (SAT1), in der dritten und letzten Staffel der Kinderserie „Rennschwein Rudi Rüssel“ (WDR) und der Komödie „Mama kommt“ (Februar 2010, ZDF) gehört er zur Besetzung. Von letzterer schwärmt der 44-Jährige geradezu: „Eine wirklich gelungene Komödie.“ Weil sie schnell ist und die Pointen stimmen. Und weil er mit Senta Berger arbeiten konnte. „Die habe ich in mein Herz geschlossen.“
Besondere Menschen wie sie zu treffen oder bei Auslandsaufenthalten Städte wie Edinburgh kennen zu lernen, empfindet er als Privileg, das sein Beruf mit sich bringt. Doch bei der Entscheidung für einen Film zählt für ihn nur das Drehbuch und die Figur. „Ich hatte in den vergangenen Jahren Glück, dass mir so gute Produktionen angeboten wurden.“ Beim Fernsehen und beim Theater.
„Ein großartiges Stück“
„
Den amerikanischen Autor Neil LaBute verehrt Martin Lindow, seit er 2002 mit „Das Maß der Dinge“ am Schauspielhaus Bochum und später am Schauspielhaus Zürich sehr erfolgreich auftrat. Auch „Fettes Schwein“ ist provokant, nah am Leben, sozialkritisch und zugleich in durchaus unterhaltsame Dialoge verpackt. „Es ist ein modernes Stück über Schlankheitswahn und Liebe, mit dem die Konzertdirektion Landgraf verstärkt ein junges Publikum ansprechen will“, so Lindow. Anfang des Jahres hat er schon 40 Vorstellungen von „Fettes Schwein“ auf Tournee gespielt, 40 weitere sollen jetzt Anfang 2010 folgen - aus gutem Grund: „Wann flattert einem schon ein Drehbuch mit vergleichbarer Qualität auf den Tisch?“