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Ein Rollstuhlfahrer, eine Cello-Spielerin und ein Zivildienstleistender entdecken die Spielarten von Freundschaft, Liebe, Sex. „Renn, wenn du kannst“ ist ein bemerkenswerter Beziehungsfilm aus dem Herzen des Ruhrpotts.

Es muss nicht immer Berlin sein. In „Renn, wenn du kannst“, dem Kinodebüt von Anna und Dietrich Brüggemann, bekommt der deutsche Beziehungsfilm eine neue Heimat: das Ruhrgebiet. Der Bottroper „Tetraeder“ bei Nacht ist da nur eine Attraktion. Vor allem das intensive, unsentimentale Spiel der Hauptdarsteller ist sehenswert.

Im Mittelpunkt der Dreiecksgeschichte: Benjamin (Robert Gwisdek), der Mann im Rollstuhl. Seine überfürsorgliche Mutter vertreibt er mit ebensolcher selbstzerstörerischen Lust wie seine Zivis. Nur Annika (Anna Brüggemann), dem Mädchen mit dem Cello, gehört seit Jahren sein sehnsüchtiger Blick durchs Fernglas. Eines Tages aber treffen Zivi, Annika und Ben tatsächlich aufeinander. Es folgt der absehbare Beziehungs-Clinch. Ben und Zivi Christian (Jacob Matschenz) vergucken sich beide in die sensible Musikerin mit der Auftrittsangst. So treffen Behinderung und Brahms, große Selbstzweifel und die kühle Arroganz der Verzweiflung auf wundersame Art zusammen.

Überzeugend ist das Regiedebüt der Brüggemann-Geschwister auch, weil es Ben nicht auf die Opferrolle reduziert. Die facettenreiche Figur, die Robert Gwisdek mit enormer Intensität in den Rollstuhl stemmt, ist undiplomatisch, barsch, zynisch bis verletzend.

Herausgekommen ist dabei ein feinfühliger Film über die komplexen Spielarten von Freundschaft, Liebe und Sex. Manchmal vielleicht etwas überambitioniert in der Erfindung von schicksalhaften Konstellationen. Aber jederzeit glaubwürdig durch seine Darsteller.