Bayreuth. .

Konflikt zwischen den Festspielleiterinnen und der Gesellschaft Freunde von Bayreuth eskaliert. Wagner-Halbschwestern zeigen der Versammlung des Mäzenatenverein die kalte Schulter.

Dunkle Wolken brauen sich über Bayreuth zusammen: Ein seit längerem schwelender Konflikt zwischen den Festspielleiterinnen Katharina Wagner sowie Eva Wagner-Pasquier und der finanzstarken Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (GdF) ist am Dienstag ausgebrochen. Anlass dafür war die alljährliche Versammlung der in Bayreuth weilenden Mitglieder der Mäzenantenorganisation, die weltweit über 5.000 Mitglieder zählt.

Zur lautstark geäußerten Empörung der zahlreich erschienenen Wagner-Freunde im Festspielrestaurant gab der Kuratoriumsvorsitzende Heribert Johann die kurzfristige Absage gleich beider Leiterinnen bekannt: Wagner-Pasquier wurde mit Kreislaufproblemen, Wagner mit Nasenbluten entschuldigt. Der Regisseur der diesjährigen Neuinszenierung von „Lohengrin“, Hans Neuenfels, zog eine Signierstunde in einer örtlichen Buchhandlung dem Besuch der Versammlung vor, was für zusätzliche Verstimmung unter den Mitgliedern sorgte.

Streit über Bau einer Probebühne

Hintergrund des in der Geschichte von Neu-Bayreuth seit 1951 bislang beispiellosen Konflikts ist ein mit harten Bandagen ausgetragener Streit über die Bedingungen der finanziellen Unterstützung der Festspielarbeit durch die „Freunde“. Diese wollen den Bau einer von allen Beteiligten für notwendig gehaltenen Probebühne offenbar nicht so bedingungslos und massiv finanziell unterstützen, wie das die Wagner-Halbschwestern wünschen und verlangen. GdF-Vorsitzender Georg von Waldenfels begründete das mit der bislang fehlenden Baugenehmigung durch die Stadt Bayreuth sowie mit der Höhe des erforderlichen Betrags, der etliche Millionen Euro betragen dürfte. Die Mäzenatengesellschaft hatte sich deshalb von Katharina Wagner „bürokratisches“ Verhalten vorwerfen lassen müssen.

Noch schmerzlicher traf die spendierfreudigen „Freunde“ allerdings die Gründung eines Vereins mit dem Kürzel TAff, der mit demonstrativem Wohlwollen der beiden Festspielleiterinnen kürzlich seine Arbeit als „Team der aktiven Festspielförderer“ aufnahm. Zweifellos handelt es sich bei TAff um eine konkurrierende Mäzenatenvereinigung.

„Freunde“ haben mehr Tradition und Geld

Allerdings sind die „Freunde“ nicht nur finanzstärker und traditionsreicher, sie bekamen nach dem Abgang und Tod des langjährigen Bayreuther Alleinherrschers Wolfgang Wagner auch eine vertraglich gesicherte Machtposition im Verwaltungsrat der Festspiel GmbH. Und im Gegensatz zu Bund, Freistaat Bayern und der Stadt Bayreuth, die alle an Geldnot leiden, knausern die „Freunde“ nicht mit Unterstützung für das Kunstereignis und seine aufwendige Infrastruktur.

Ob das allerdings auch so bleibt, stellte während der turbulenten, von kontroversen Wortbeiträgen und Beschuldigungen geprägten Mitgliederversammlung eine resolute Dame aus Düsseldorf infrage. Sie beschwerte sich unter stürmischen Beifall bitter über die Abwesenheit der Festspielleiterinnen und des „Lohengrin“-Regisseurs Neuenfels und orakelte: „Wenn sich das nicht ändert, wird es mit Bayreuth viel schneller bergab gehen als es mit unseren großzügigen Spenden aufwärtsgegangen ist.“

Dem früheren Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi wollte niemand widersprechen, als er den 27. Juli 2010 zum „traurigen Tag“ für Bayreuth und die Richard-Wagner-Festspiele erklärte. (ap)