Sie ist diplomierte Soziologin und gilt als Powerfrau des deutschen Kabaretts: Anka Zink (53) nimmt auf der Bühne stets aktuelle gesellschaftliche Trends aufs Korn – im neuen Programm „Sexy ist was anderes” geht's um Fluch und Segen des Internetzeitalters.

Hallo Frau Zink, wir haben 11 Uhr – haben Sie heute schon Ihre Emails abgerufen?

Zink: Natürlich, ich habe auch schon eine SMS rausgeschickt und getwittert, dass ich super geschlafen habe und mir beim Duschen die Seife runtergefallen ist.

Wie oft bzw. wie lange sind Sie denn täglich im Internet?

Zink: An Bürotagen bin ich die ganze Zeit online – ich bemühe mich aber um so wenig Bürotage wie möglich, weil ich ja auch noch auftreten muss.

Sie haben inzwischen auch eine „Facebook”-Seite ...

Zink: Die hat ein Fan für mich angelegt, damit habe ich nichts zu tun. Offen gestanden: Ich wollte nicht zu „Facebook”. Weil mein Face schon genug Leute kennen und ich jetzt nicht noch jedem einzelnen davon schreiben möchte.

Im Programm „Sexy ist was anderes” geht's auch um die Pseudo-Erotik der Cyberwelt. Wird die Internet-Gesellschaft bald wegen mangelnder Körperkontakte aussterben?

Anka Zink live

„Sexy ist was anderes”:

15.8. Düsseldorf (Haus der Freude, Vorpremiere), 1.-3.9. Köln (Senftöpchen, Premiere; weiterer Termin: 3.11.), 22.10. Dortmund (Cabaret Queue), 17.11. Düsseldorf (Freizeitstätte Garath), 11.12. Dortmund (Schauburg), 26.1.11 Bergkamen (Sohle 1), 29.1. Hagen (Hasper Hammer), 27.2. Bochum (Bahnhof Langendreer)

„Wellness für alle”:

19.11. Mülheim (Realschule Broich), 23.11. Duisburg (Hundertmeister), 25.11. Essen (Stratmanns).

Zink: Das glaube ich nicht. Es gibt einen nachgewiesenen Zusammenhang, dass Menschen, die intensiv Internet-Kontaktbörsen frequentieren, auch häufiger Geschlechtskrankheiten haben. Mit anderen Worten: Die suchen nicht nur eine benutzerfreundliche Oberfläche, sondern auch Damen, die dem freundlichen Benutzer die Anwendung dieser Oberfläche gestatten.

Sie greifen in Ihren Programmen soziologisch relevante Themen auf. Wieviel Wissenschaft steckt in Ihrem Witz?

Zink: Es ist mein ernsthaftes Bemühen, keinen Quatsch zu erzählen. Wenn ich Statistiken erwähne, achte ich schon darauf, dass sie zutreffend und nachprüfbar sind.

Sie waren Dozentin an der Kölner Comedy-Schule. Wie war das: Bekam der Klassen-clown da die besten Noten?

Zink: Ganz genau: Der beste Klassenclown kriegt auch die besten Noten. Aber nicht vom Lehrer, sondern vom Zuschauer. In meiner Zeit waren auch ein paar sehr erfolgreiche Klassenclowns dabei – z.B. Mario Barth oder Ingo Oschmann.

In Ihrem letzten Programm „Wellness für alle” haben Sie die Hysterie um Bio-Produkte aufgegriffen – heißt das, Sie gehen persönlich lieber nach Aldi als ins Reformhaus?

Zink: Nein, aber Sie haben den zentralen Begriff schon erwähnt: Es geht eben um die Hysterie. Also darum, dass etwas nicht dadurch besser wird, weil alle behaupten, es sei besser. Es kann nicht alles Bio sein, wo Bio drauf steht, insbesondere bei Textilien. Wenn die Baumwolle aus Usbekistan stammt, in Rumänien weiterverarbeitet wird und dann zu uns kommt – dann kann da meinetwegen fünfmal Bio draufstehen...

Von Ihnen stammt der Ausspruch, dass Cher nach ordnungsgemäßem Recycling genug Kunststoff für eine Tupper-Party hergeben würde. Kann ich daraus schließen, dass Schönheits-OPs für Sie kein Thema wären?

Zink: Doch, ein ganz großes – ich hätte längst welche machen lassen, wenn ich wüsste, dass es gut ausgeht. Anderseits habe ich ja sowieso Probleme mit meinem Gewicht – und dann soll ich auch noch das ganze Plastik rumtragen...?