Stockholm. Das Komitee in Stockholm hat einmal mehr eine eminent politische Entscheidung getroffen und zeichnet 2009 die deutsche Autorin herta Müller mit dem Nobelpreis für Literatur aus.
Berühmt ist Herta Müller seit der Nobilitierung aus Stockholm, aber gerühmt, von Literaturkennern zumal, wird sie schon seit langem: Kaum ein Jahr seit 1984, in dem sie nicht mit einem weiteren Literaturpreis ausgezeichnet wurde. So ist der dritte Nobelpreis für deutschsprachige Autorinnen und Autoren innerhalb von zehn Jahren auch eine Auszeichnung für das unsystematische System der Literaturförderung hierzulande, das mit seiner Vielzahl an Preisen offenbar doch vor allem eines gewährleistet: die Förderung von Qualität.
Einmal mehr ging der Preis damit nach Europa, einmal mehr blieben die Amerikaner außen vor. So wird ein Autor wie Philip Roth, den die Welt seit Jahren als Kandidat für den Preis handelt, gut daran tun, die Entscheidung des Nobel-Komitees politisch zu verstehen.
Denn mit Herta Müller hat die Schwedische Akademie einmal mehr eine eminent politische Autorin ausgezeichnet, die aus ihrer Erfahrung mit der Ceausescu-Diktatur den Terror und die Sehnsucht nach Freiheit zum Lebensthema machte. So setzt sie die Reihe solcher Preisträger wie Heinrich Böll und Günter Grass konsequent fort. Nur dass Herta Müllers Werke sprachlich noch kühner, noch virtuoser, noch poetischer ausfallen als die ihrer Vorgänger. Schon deshalb ist sie eine mehr als würdige Preisträgerin.