Essen. 11 Freunde“, das "Magazin für Fußball-Kultur“, feiert mit seiner 100. Ausgabe den zehnten Geburtstag. Thorsten Schabelon sprach mit Gründer und Chefredakteur Philipp Köster über Kaffeeflecken, Fußball als bodennahe Volkskultur und eine Fast-Pleite in frühen Jahren.

Herr Köster, nicht alle Leser in unserer fußballverrückten Region kennen Ihr Magazin. Beschreiben Sie „11 Freunde“ doch mal.

Philipp Köster: Wir sagen immer, wir sind das Gegengift zum „Kicker“ und zur „Sport-Bild“. Bei uns finden Sie keine Tabellen, Spielberichte und Statistiken, sondern das, was den Fußball ausmacht, was die Fans lieben und was Fußball-Kultur ist. Das sind Geschichten über Panini-Bild-Sammler oder auch den Fan, der am Weltempfänger die Länderspiele von Argentinien hört.

Es gibt Menschen, die bei der Kombination „Fußball und Kultur“ erst mal die Nase rümpfen. Für andere ist Fußball Religion.

Köster: Über Fußball wird geredet, er ist ein großes Thema in der Gesellschaft, Menschen erleben ihn gemeinsam. Das ist Kultur. Sicher, Fußball ist keine Hochkultur wie Malerei oder Bildhauerei. Es ist eine hübsche, bodennahe Volkskultur, die in die Mitte der Gesellschaft gewandert ist.

Gewinnt Ihr „Fußball-Kultur“-Ansatz auch in anderen Medien an Bedeutung?

Köster: Ich denke, schon. Die vielen Fußball-Bücher, Lesungen wie „Scudetto“ in Bochum, dazu die TV-Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ im WDR. Da hat sich in den letzten Jahren viel getan.

Auch bei Ihnen. Ihr Magazin hat eine Auflage von über 60.000 Exemplaren.

Köster: Das war nicht immer so. Die Anfänge waren heftig. Alle fanden unser Magazin für Fans super. Aber nur 4000 Leute haben es gekauft. 2002 waren wir fast pleite, hätten nicht mal das Portogeld gehabt, um unseren Abonnenten mitzuteilen, dass wir nicht mehr erscheinen. Zum Glück haben wir den Intro-Verlag gefunden, der sich ab da um Distribution und Anzeigen- Akquise kümmerte. Die zweite Geburt für „11 Freunde“.

Inzwischen sind Sie bei Heft 100 angekommen. Eine Ausgabe auf Hochglanzpapier samt DVD. Ist Ihr Magazin, das früher auf Ökopapier gedruckt wurde, im Mainstream angekommen?

Köster: Kleine Korrektur. Das Papier nennt sich Seidenmatt. Für uns sind Fotos immer wichtiger geworden. Deshalb das bessere Papier. Außerdem sieht man da Kaffeeflecken nicht so. Da haben sich früher viele Leser beschwert.

Was hat sich inhaltlich getan?

Köster: Auch sehr viel. Früher haben wir aus der Kurve aufs Spielfeld geschaut. Inzwischen sind wir von der Fanseite in die Mitte des Fußballs gerückt.Wir treffen Menschen wie Lothar Matthäus persönlich, über die wir früher aus der Distanz geschrieben haben. Und wir können uns aufwendige Reportagen erlauben, so wie vergangenes Jahr, als wir eine Saison lang Rot-Weiß Oberhausen begleitet haben. Aber keine Angst: Wir werden nicht kuschelig.

Zehn Jahre sind geschafft. Was ist bis zum 20-Jährigen geplant?

Köster: Wir würden gerne irgendwann mal 100.000 Ausgaben verkaufen. Inhaltlich wollen wir uns weiterentwickeln. Und ein Heft nur mit Fußball- Fotos soll’s geben.