Berlin. .

Als er 1990 aus dem Krankenzimmer Wolfgang Schäubles kam, weinte der Kanzler. Helmut Kohl war tief betroffen vom Attentat auf den Kollegen. Anekdoten wie diese, abseits des Rampenlichts, erzählt Kolumnist Mainhardt Graf von Nayhauß in seinem neuen Buch.

Warum ausgerechnet Theo Waigel das neue Buch über den Altkanzler vorstellt? „Weil das für Helmut Kohl besser ist, als wenn es Geißler, Blüm oder von Weizsäcker getan hätten.“ Der 70-jährige CSU-Haudegen grinst ins Publikum.

Ein bisschen Drama, ein bisschen Soap

Bild-Verlegerin Friede Springer sitzt da, schräg dahinter Nahostexperte Peter Scholl-Latour und SPD-Urgestein Hans-Ulrich Klose, weiter rechts Klaus Bresser, der ehemalige ZDF-Chefredakteur. Es ist eine Art Klassentreffen an diesem Dienstagmorgen in der Bayrischen Landesvertretung in Berlin – und wie üblich bei solchen Anlässen geht’s um alte Zeiten.

Der 83-jährige Bild-Kolumnist Mainhardt Graf von Nayhauß hat seine rund 800 Kohl-Kolumnen gesichtet und ein Erinnerungsbuch geschrieben: „Helmut Kohl – Meine Jahre mit dem Kanzler der Einheit“. Ein Sammelsurium aus Anekdoten, Zitaten und intimen Momenten, ein bisschen Drama, ein bisschen Soap.

Blick aufs „leicht behaarte, nackte Frauenbein“

Zum Beispiel: Wie Helmut Kohl „hemmungslos wie ein kleines Kind“ weinen muss, als er 1990 nach dem Attentat aus Schäubles Klinikzimmer kommt. Oder wie rührend er sich im Kabinett nach dem Schienbeinbruch von 1992 um Angela Merkel, sein „Mädchen“, kümmert, „wobei sein Blick (...) das leicht behaarte, nackte Frauenbein streift“.

Graf Nayhauß ist dem Kanzler immer wieder auf die Pelle gerückt – in Bonn, Berlin, Oggersheim und Washington. Nur einmal, da hat er etwas verpasst. Das war zu Beginn von Kohls Amtszeit: Ein Disput mit Franz Josef Strauß, es geht um die Frage, ob man Honecker nach Bonn einladen kann. Strauß: „An dessen Händen klebt Blut!“ Kohl darauf: „Was klebt denn an den Händen der Stammeshäuptlinge, die dich immer in München besuchen?“ Theo Waigel saß damals dabei und musste versprechen, den Mund zu halten. Aber solche Versprechen verjähren.

Kohl schreibt derzeit selbst – am vierten und letzten Teil seiner Autobiographie.