Essen. Was Ordnung angeht, ist die Herangehensweise seiner Familienmitglieder sehr unterschiedlich. Unser Autor selbst setzt die falschen Prioritäten.
Wir sind ein äußerst diverser Haushalt, wenn es um das Thema Ordnung geht. Fangen wir mit mir an: Schon als ich mir das Zimmer mit meinem Bruder teilen musste, bekamen wir uns in die Haare, weil ich auf eine wohl drapierte Platzierung der noch nicht für die Wäsche bestimmten Kleidungsteile bestand, während mein großer Bruder das Motto „Kleiderhaufen überm Stuhl“ verfolgte. Aber sie hätten mal die Staubschichten auf der Fensterbank sehen sollen. Wenn es kein Erwachsener machte, machte es keiner. Als geordnet, aber staubig könnte man meinen Aufräumtypus klassifizieren. Angesichts meiner Staubmilbenallergie bis heute die falsche Prioritätensetzung.
Blitzeblank nach außen, Messi im Verborgenen
Meine Tochter und meine Frau dagegen sind der Typ „blitzeblank nach außen, Messi im Verborgenen“. Sie sollten mal in die Schultonne meiner Tochter schauen: Bis auf ein, zwei versehentliche Eselsohren sieht es darin fast ein Jahr nach der Einschulung noch aus wie am ersten Schultag. Und meine Frau hinterlässt zur Freude ihres Mannes nur Anti-Milben-Terrain, wenn sie dem Putzwahn verfallen ist. Man schaut aber besser nicht in ihre Werkstatt in der Garage oder ihr Wollknäuellager. Kreatives Chaos wäre ein Euphemismus. Es ist dort wie in manchen Kisten im Kinderzimmer unseres Kindes, wo – im Gegensatz zur Schultonne – eben nicht fast jeden Tag der Papa reinschaut. Hier mischen sich misslungene Zeichnungen auf zerknülltem Papier mit den längst verloren geglaubten Küchenutensilien und Gesellschaftsspielinhalten.
Und mein Sohn? Den könnte man als „worst of both worlds“ bezeichnen, oder weniger modern als „Schludri in allen Ecken“. Die Hosen sammeln sich auf links gezogen auf dem Zimmerboden genauso wie der Staub auf dem Regal. Und die Eselsohren in den Büchern sind der geringfügigste Mangel in der mitgenommenen Schultasche. Aber ein Schludri muss man nicht für immer sein. Mr. „Kleiderhaufen überm Stuhl“ entwickelte sich auch noch zum fortgeschrittenen Hausmann.
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.