Essen. Kommunen sind überfordert, wenn es neue Versprechen und Vorgaben vom Bund gibt. Warum da nicht einfach Politik wie im Kinderzimmer machen?
Bekanntermaßen haben die Städte und Gemeinden Probleme damit, die Versprechungen des Bundes in die Realität umzusetzen - ob es um den Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung, Klimaschutzstandards oder um Flüchtlingsaufnahme geht. Mittlerweile ist das auch bei Kollegen wie Markus Lanz angekommen. Da sitzen Oberbürgermeister und Landräte in den Sendungen, um sich genau darüber zu beschweren: Dass sie überfordert damit sind, die Vorgaben von oben auszuführen – aber dann diejenigen sind, bei denen der Frust abgeladen wird. Schließlich stehen die Bürger am Ende vor der Rathaustür, nicht vor dem Bundeskanzleramt. Da ist es kein Wunder, dass in der Kommune gewissermaßen Politik wie im Kinderzimmer gemacht wird, um überhaupt noch mal Selbstwirksamkeit erfahren zu können.
Auch interessant
Ein Baum-Geschenk für die Kimawende im Privaten
Denn wenn ich meinen Sohn fragen würde, was für ihn eine gute klima- und umweltpolitische Idee wäre, dann würde er wohl sagen: Bäume pflanzen, am besten ganz viele Bäume pflanzen. Da hat wirklich niemand etwas gegen. Und so einen Baum zu pflanzen, das ist natürlich nicht halb so teuer wie ein Haus energetisch zu sanieren oder eine Straße für einen Ausbau des Fernwärmenetzes aufzureißen. Und viel unkomplizierter als eine kommunale Wärmeplanung ist es auch. Man gräbt ein Loch, setzt den Jungbaum ein und hat das Gefühl, etwas getan zu haben für Mutter Natur und die Klimawende.
Nicht umsonst haben zig Kommunen in den letzten Jahren ein „1000-Bäume-Programm“ aufgesetzt. In Gelsenkirchen werden die Bürger sogar mit Obstbäumen beschenkt, damit sie selbst am Klimaschutz mitwirken können, wie es heißt. In meiner Heimatstadt Essen gibt es so ein 1000-Bäume-Programm auch. Vor allem die bestehenden Grünanlagen, die „Oasen“ der Stadt, sollen da weitere prächtige Gewächse erhalten. Schade nur, dass bei mir nebenan gerade zig imposante Exemplare gefällt wurden. Wirkt irgendwie mehr als ein weiterer Baum im dicht bepflanzten Park nebenan. Auch bei meinem Sohn übrigens, der am liebsten schimpfend vor der Rathaustür stehen würde. Da wäre er wohl ausnahmsweise richtig.
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.