Essen. Was für die Hochzeit gilt, gilt natürlich auch für den Start in den Kurzurlaub: Bei der Familie unseres Autors geht immer irgendetwas schief.
Es gibt da ein Foto, das steht sinnbildlich für unsere Kernfamilie. Es ist kurz vor unserer standesamtlichen Hochzeit entstanden, aufgenommen von den Schwiegereltern, die natürlich längst auf uns gewartet hatten. Gehetzt und glücklich kommen wir da fast zu spät zu unserer eigenen Hochzeit. Entstanden ist es wenige Augenblicke, bevor ich noch einmal losrennen musste – wir hatten den Personalausweis meiner Frau im Auto vergessen. Und auf dem Foto zu sehen ist auch ein Mann, der das Foto „sprengt“, der uns unabsichtlich im Wege steht. Dieses Bild also, es zeigt nicht nur die Verpeiltheit unserer Chaosbande, sie zeigt auch, dass uns obendrein immer „höhere Mächte“, unvorhersehbare Hindernisse im Wege stehen. Im Ergebnis haben wir den Ruf weg, als die „Flodders“ der Familie. Wir sind diejenigen, bei denen immer irgendetwas schiefgeht.
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Als die rosafarbenen Socken aus dem Koffer purzelten
Sie können es sich denken, das galt auch für den Start in den Kurzurlaub mit Opa, Oma, Onkel, Tante, Neffe und Nichte in der Nähe des wallonischen Neufchâteaus. Treffpunkt aller Familienteile war um 16 Uhr vor den Ferienhäuschen; natürlich kamen wir erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit an. Ich hatte mich vier oder fünf Mal verfahren. Die Gründe? Verpasste Ausfahrten, naive Fehldeutungen der digitalen Karte. „Wo hast du eigentlich deinen Führerschein gemacht?“, tadelte mich mein neunjähriger Sohn. Aber auch die höheren Mächte schlugen wieder zu, denn zwischendurch fehlte uns eine stabile Internetverbindung fürs Neuladen des Navis.
Das Schöne daran ist, dass man immer wieder Abenteuer erlebt. Denn als das Internet wieder florierte, wurden wir navigiert durch Nebenörtchen von Lüttich, die wir sonst nie im Leben gesehen hätten, quer über Felder und engste Straßen mit tieferen Schlaglöchern als im Ruhrgebiet – dass es das auch woanders geben kann! Irgendwann gelangten wir dann doch wieder auf die Autobahn. Und als wir die Koffer auspackten, da riss ein Reißverschluss und die pinken Socken meiner Tochter purzelten auf den Parkplatz der Ferienanlage. Es wäre das ideale Fotomotiv für unsere Familie gewesen.
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.