Gelsenkirchen. Der Sohn das erste Mal länger alleine zu Hause: Das hat bei unserem Autor gut geklappt. Anders lief der Redaktionsbesuch seiner Tochter.

Was macht ein Neunjähriger, wenn er etwas kränkelnd alleine zu Hause ist? Unendlich zocken, Süßigkeiten essen, Dreck machen? Zeichnen und Hausaufgaben machen! Gurke essen! Spülmaschine ausräumen! „Ich wollte mal zeigen, dass ich Disziplin habe“, sagte mein Sohn. Das erste Mal den halben Tag zu Hause – eine überzeugende Premiere.

Selbstständigkeit ist kein Prozess, sie kommt schlagartig. Vor wenigen Monaten wäre es noch unmöglich gewesen, unseren Viertklässler zum vorübergehenden Hausherrn zu erklären. Zu unheimlich war es alleine in dem Haus, zu groß die Befürchtung, dass ein gemeiner Einbrecher die minderjährige Wache ausschalten könnte. Und jetzt? Kein Fünkchen Angst war bei dem plötzlich wirklich großen Jungen zu spüren. „Du musst ins Büro, Papa? Okay!“

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Aber wir leben im digitalen Jahr 2024, das es schwer macht, Helikopterelternimpulse zu unterdrücken. Insofern konnte ich es natürlich nicht lassen, mich zumindest regelmäßig per Whatsapp rückzuversichern, ob bei dem verrotzten Jungen mit dem etwas flauen Magen denn alles klar sei. Irgendwann war es das nicht mehr. Weil er sich die falschen Instantnudeln aufgekocht hatte, die mit dem Chili-Geschmack. Genau richtig für den schwächelnden Verdauungstrakt. Ich kehrte dann also doch ins Homeoffice zurück, mit Milchbrötchen und Salzbrezeln im Gepäck. Trotzdem bleibt unterm Strich: Devin allein zu Haus – das funktioniert.

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann. 
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann.  © Gelsenkirchen | Catharina Maria Buchholz

Als der Große wieder gesund war, da schwächelte allerdings seine Schwester. Und auch wenn kleinere Geschwister mit allem früher dran sind: Eine Sechsjährige ist natürlich noch nicht bereit dafür, das Haus zu hüten. Und weil der HNO-Arzt direkt an der Redaktion liegt, kam sie dann auch eine Zeit lang mit ins Büro. Hier war dann plötzlich nicht mehr viel von ihren Ohrenschmerzen zu merken. Schelmisch grinsend tippte sie die Redaktionsmannschaft an, pfiff mir in die Ohren, stiefelte von einem Stuhl zum nächsten. „Mein Plan ist, euch alle zu nerven!“, verkündete Melia. Disziplin ist was für die älteren Semester.

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.