Essen. Daniel Dobsza aus Herne hat einen Linienbus zum Camper umgebaut. Nun präsentiert er den Bus auf der Messe „Reise + Camping“ in Essen.
- Ein 27-jähriger Herner hat einen alten Linienbus zum Camping-Traum umgebaut
- Daniel Dobsza stellt seinen Bus auf der „Reise + Camping“ Messe in Essen vor
- Die Messe öffnet vom 28.2. bis 3.3. in Essen ihre Tore
Mit einem gekonnten Handgriff drückt Daniel Dobsza eine Hälfte der hydraulischen Bustür auf und klettert hinein. Der Fahrersitz vor ihm ist mit einem bunt-gemusterten Stoff überzogen, dessen einst leuchtende Farben nun etwas verblichen sind. Das mausgraue Lenkrad ist so groß wie der Reifen eines ganz normalen Autos. Über dem Platz des Fahrers klebt ein „Rauchen verboten“-Schild und ein Mikrofon baumelt von oben herab. Pendler erkennen sofort, das ist ein Linienbus aus dem öffentlichen Nahverkehr. Beim Blick nach links wird allerdings schnell klar, das es kein gewöhnlicher Linienbus ist.
Der 27-jährige Herner hat den Bus komplett entkernt. Die Haltestangen und Sitzplätze mussten weichen, um Platz für ein kleines Schlafzimmer, eine gemütliche Fernsehecke und ein großzügiges Badezimmer zu schaffen. Denn: Daniel Dobsza fährt, wenn es die Zeit zulässt, mit dem Linienbus in den Urlaub. Der Camping-Van im XXL-Format ist ein langehegter Traum der Marke Eigenbau.
„Ich wollte bei Null anfangen“: So viel Arbeit steckt in dem Linienbus
Für seinen Beruf als Veranstaltungstechniker brauchte Daniel Dobsza einen LKW-Führerschein. „Aber warum sollte ich den nur für die Arbeit nutzen? Freitags habe ich den Führerschein bestanden und samstags schon den Bus in Hessen abgeholt“, erinnert er sich und ergänzt, „ich wollte mit dem Bus bei Null anfangen und alles selbst machen. Ich habe als Kind schon viel auseinandergenommen und wieder zusammengebaut.“ Kinderleicht war das bei dem Linienbus aus dem Süden Deutschlands allerdings nicht: 13 Monate lang steckte Daniel Dobsza nicht nur all seine Freizeit in den Bus, sondern auch Geld und jede Menge Herzblut. „Wie viel es letztendlich gekostet hat, weiß ich nicht. Das möchte ich aber auch nicht wissen, sondern mich einfach über das Ergebnis freuen.“
Und das kann sich wirklich sehen lassen. Das Innenleben ist in modernen Grautönen gehalten. Überall verstecken sich indirekte Lichtquellen, die den Bus stellenweise in ein leuchtendes Lila hüllen. Direkt hinter dem Fahrersitz erstreckt sich eine gemütliche Couch, die sich perfekt an die Buswand schmiegt und bei Bedarf zu einem weiteren Bett wird. Auf der Couch türmen sich Kissen in verschiedenen Formen auf. Einige von ihnen sind besonders bestickt. „Glück auf“ steht auf dem einen, das andere zeigt die Silhouette eines Busses – seines Busses! „Oh, dann habe ich wohl doch nicht alles am Bus selbstgemacht. Die Kissen hat nämlich meine Mutter genäht und bestickt“, sagt Dobsza lachend und nimmt Platz.
„Cranger Leckerchen“ in der Mini-Bar: Der Linienbus überzeugt mit viel Liebe zum Detail
Er bückt sich nach vorn und zieht eine versteckte Schublade unter der Couch hervor. Darin schlummert eine Kühlbox samt Getränkevorrat. „So kommt man ganz bequem dran, ohne aufstehen zu müssen“, erklärt der Hobbyhandwerker. Zugegeben, der nächste Kühlschrank steht nicht mal wenige Meter entfernt – aber cool ist die Idee (im wahrsten Sinne des Wortes) dennoch. In der kleinen Küchenzeile schräg gegenüber wartet nicht nur eine weitere Kühlmöglichkeit, sondern gleich zwei. Denn: Einen Weinkühlschrank hat Camper auch.
In einen zwölf Meter langen und 18 Tonnen schweren Linienbus passt eben eine ganze Menge. Jenseits der Küche liegen noch das geräumige und liebevoll dekorierte Schlafzimmer sowie ein Bad mit Toilette und Dusche. Ein Blick nach oben lohnt sich ebenfalls. Dort hängt – direkt neben dem roten Hammer, mit dem im Notfall Scheiben eingeschlagen werden können – eine Mini-Bar mit sechs Gläsern und nur einer Flasche Hochprozentigem: dem berühmt-berüchtigten „Cranger Leckerchen“, einem bernsteinfarbenen Likör aus Dobszas Heimatstadt. „Die habe ich gestern erst gebaut. Fertig ist der Bus also noch lange nicht.“
Besuch auf der Messe „Reise + Camping“ in Essen ist eine logistische Herausforderung
Ja, mit dieser Ausstattung lässt es sich entspannt campen. Oder? „Auf jeden Fall. Allerdings nutzen wir den Bus noch viel zu wenig“, gibt Dobsza zu und ergänzt, „immerhin verbraucht er auch 25 bis 30 Liter auf 100 Kilometer. Da überlegt man sich die Fahrt dann doch.“ Ein paar Mal waren der Herner und seine Freundin allerdings schon mit dem Hingucker unterwegs. Ohne festes Ziel vor Augen den Motor anzuwerfen, ist jedoch nicht so leicht. Immerhin braucht der Bus Platz. „Wir rufen immer vorher beim Campingplatz an und fragen, ob es Stellplätze in der passenden Größe gibt. Bisher hatten wir Glück.“
Deutlich schwieriger war es, einen Stellplatz für die „Reise + Camping“ Messe zu bekommen, die vom 28.2. bis 3.3. ihre Tore in Essen öffnet. „Ich wurde eingeladen, bei der Messe dabei zu sein und bin sehr gespannt wie es wird. Wir dürfen auch schon einen Tag vor dem eigentlichen Aufbau mit dem Bus anreisen. Dann sind die Hallen noch leer und wir haben Platz zum Parken.“ Stehen erstmal die Stände, kann sich „Daniels Urlaubsliner“ – wie der Bus liebevoll von seinem Besitzer genannt wurde – keinen Zentimeter mehr vom Fleck bewegen.
Und plötzlich standen neugierige Besucher im Wohnzimmer auf vier Rädern
Der Bus dürfte viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Doch das ist Daniel Dobsza schon vom Campingplatz gewöhnt: „Wir sind damit immer in der Poleposition. Wenn die Menschen den Bus sehen, wollen viele auch mal rein. Ich hatte aber auch schon welche plötzlich im Wohnzimmer stehen, die dachten, es sei das Ausstellungsstück eines Herstellers und sie könnten einfach so reinspazieren. Das war etwas kurios. Schön ist aber, dass man durch den Bus immer schnell mit anderen Menschen ins Gespräch kommt.“ In Essen dürfte es keine ungeplanten Überraschungen geben – neugierigen Besuch hingegen reichlich.
Doch nicht alles, was den Bus so besonders macht, ist auf den ersten Blick auch zu sehen. Hinter der Deckenverkleidung und unter dem Boden verlaufen Meter um Meter an Kabeln, Rohren und alles, was den Bus technisch am laufen hält. Denn das über 20 Jahre alte Schätzchen mit seinen 760.000 Kilometern auf dem Buckel ist mittlerweile mit einem Smarthomesystem ausgestattet. Ein Touch auf dem Handy oder der Schaltfläche an der Wand schaltet beispielsweise das Licht an oder öffnet die Dachluken zur Belüftung. Apropos Dach: Dort oben gibt es nicht nur eine Terrasse zum gemütlichen Entspannen, sondern auch Solarpanels, die 1200 Watt Leistung bringen.
Ulkige Plastik-Schlappen: Daniel Dobsza hat eine beachtliche Crocs-Sammlung
Angesichts des gut ausgestatteten Busses könnte man meinen, Daniel Dobsza habe schon immer ein Herz fürs Camping gehabt. „Ich war nie wirklich Camper. Aber ich habe mir in den Kopf gesetzt, diesen Bus zu bauen, weil ich Lust darauf hatte. Ja und dann wird man natürlich auch automatisch irgendwann Camper“, erzählt der 27-Jährige. Und was hat jeder waschechte Camper immer dabei? Crocs! „Die fand ich vorher auch nicht wirklich gut, aber auf dem Campingplatz sind die super praktisch, weil man mal schnell reinschlupfen kann.“
Daniel Dobsza hat mittlerweile eine beachtliche Sammlung der ulkigen Plastiktreter. Sie alle stecken feinsäuberlich sortiert und gut gesichert in einem hängenden Wandregal aus Eisenrohren. Dann ist aus dem Veranstaltungstechniker mit jeder Menge handwerklichem Geschick und kreativen Ideen wohl nun doch noch ein eingefleischter Camper geworden.
Die Infos zur Messe:
- „Reise + Camping“: 28.2.-3.3., Mi-So 10-18 Uhr, Messe, Messeplatz 1, Essen.
- Tageskarte Erwachsene Mi 12 € (erm. 10 €), Do-So 14 € (erm. 12 €), Kinder 6-14 Jahre 1 €
- Mittagsticket (gültig ab 14 Uhr) 10 €, 2-Tages-Ticket 22 €. Hier.