Essen. Ian Hooper, Sänger der Band Mighty Oaks, veröffentlicht ein Solo-Album. Im Interview verrät er, wie es nun mit der Band weitergeht.
- „Mighty-Oaks“-Sänger Ian Hooper hat ein Solo-Album veröffentlicht
- Im Interview verrät er unter anderem wie die Band-Kollegen seine Pläne aufgenommen haben
- Der Solo-Sound des Sängers geht in eine völlig neue Richtung
Spätestens seit der achten Staffel der Serie „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ (2021), dürfte der Name Ian Hooper ein Begriff sein. Der Frontmann der Folk-Band Mighty Oaks nahm damals auf dem Sofa Platz und überzeugte mit energiegeladenen Songs und emotionalen Geschichten. Nun wandelt der 36-jährige auf Solo-Pfaden (das Debütalbum „Ian Hooper“ erschien am 16. Februar). Mit Kirsten Gnoth sprach der amerikanische Sänger über seine einstige Anti-Pop-Einstellung, den Tod seiner Mutter und die Tour der Mighty Oaks.
Es ist Ihr erstes Soloalbum. Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?
Das war keine bewusste Entscheidung. Ich bin nicht einfach aufgewacht und habe mir gedacht: `Auf eine Band habe ich jetzt keine Lust mehr.‘ Ich war viel im Studio und habe viel geschrieben. In dem Zusammenhang ist das Lied „Here To Stay“ entstanden und mir war klar, dass es nichts für die Mighty Oaks ist. Es hat eine andere Thematik und einen anderen Vibe, als die sonstigen Mighty-Oaks-Songs. Und das war der Beginn dieser Solo-Reise.
Was ist dann passiert?
Ich habe weitergeschrieben, um zu sehen, ob noch mehr dabei rauskommt. Ich wollte nicht mit einem Song zu den Jungs gehen und sagen, dass ich solo etwas machen möchte (lacht). Das wäre für sie wohl eher schwierig zu verstehen gewesen. Irgendwann hatte ich vier oder fünf Lieder. Es hat sich befreiend angefühlt, weil ich einfach alles ausprobieren konnte. Ich habe das, was ich mache, in keine Schublade gesteckt. Viel mehr habe ich geschaut, wo der Weg so hinführt. Und es klang völlig anders als das, was ich mit den Mighty Oaks mache. Und dann kam der Moment, wo ich den Jungs davon erzählt habe.
Wie haben sie es aufgenommen?
Es hat sehr geholfen, dass wir zu der Zeit schon den Großteil des neuen Mighty-Oaks-Albums fertig geschrieben hatten (lacht). Das Album kommt im Herbst und dann gehen wir ja auch gemeinsam wieder auf Tour. Aber sie haben es sehr gut aufgenommen und verstehen die Entscheidung.
Sie haben es schon gesagt, Ihr Solo-Album geht in eine ganze andere Richtung. Wie kam es zu diesem Wandel?
Ich wollte etwas mit ein bisschen mehr Tempo und Energie machen. Es sollte tanzbare Musik sein, mit Leben drin. Der Rest kam von ganz allein. Ich wollte kein bestimmtes Genre anpeilen, sondern einfach das machen, was mir Spaß macht. Und dann bin ich beim Pop gelandet.
Eigentlich waren Sie immer Anti-Pop, oder?
Das war, bevor ich mich näher damit beschäftigt habe, und grundsätzlich ist es die falsche Einstellung. Je mehr ich mich mit der Musik auseinandergesetzt habe, desto mehr habe ich mich damit angefreundet. Ich glaube, diese Haltung kam auch daher, dass man ständig mit dieser Musik konfrontiert wird, ob man es möchte oder nicht. Und vieles davon ist eben nicht gut. Aber es gibt auch tolle, tiefgründige Popsongs und das ist auch mein Ansatz.
Die Songs zum neuen Album haben Sie mit den beiden Produzenten Tobias Kuhn (u.a. The Kooks) und dessen Kollegen Philipp Steinke (u.a. Bosse) aufgenommen. Anstatt die meiste Arbeit am Computer zu machen, sind sie gemeinsam ins Studio gegangen. Wieso?
Ich finde es einfach authentischer mit echten Instrumenten zu arbeiten. Und meiner Meinung nach hört man diese Art der Arbeit einer Produktion dann auch an, ob sie mit einem echten Klavier aufgenommen wurde oder mit einem digitalen. Es verleiht dem Sound eine gewisse Tiefe, eine dreidimensionale Art – es klingt einfach nicht so flach. Außerdem ist die Energie irgendwann ansteckend, wenn man zusammen im Studio steht. Deshalb macht es ja auch einfach so viel Spaß.
Wie Sie bereits sagten, alles fing mit „Here To Stay“ an. Es ist ein Song, in dem es darum geht, seine Träume zu verfolgen. War die Solokarriere ein Traum von Ihnen?
Mein Traum ist es in erster Linie so viel Musik zu machen, wie es geht und möglichst viele Menschen damit zu erreichen. Mit der Band läuft alles super. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass ich noch ein paar Menschen mehr erreichen kann, die nicht unbedingt auf unseren Sound stehen. Das Solo-Album war jetzt kein unbedingtes Muss für mich, aber es ist natürlich dennoch eine schöne Chance.
Eigentlich hätte man meinen können, dass Sie diesen Schritt nach dem Erfolg von „Sing meinen Song“ gehen. Wieso haben Sie sich dagegen entschieden?
Das wäre 100-prozentig das Ende der Band gewesen, weil sie vermutlich davon ausgegangen wären, dass ich die Show nur wegen einer Solo-Karriere gemacht habe. Klar, hätte ich alleine davon mehr profitiert, aber das war nicht meine Intention. Ich habe es in erster Linie gemacht, damit die Mighty Oaks bei einem breiteren Publikum bekannt werden. Und das hat uns als Band sehr geholfen.
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Im Herbst kommt auch ein neues Mighty-Oaks-Album. Können Sie dazu schon was verraten?
Es ist das, was wir am besten können: akustischer, sehr reduzierter, bodenständiger, handgemachter, nahbarer und authentischer Folk. Außerdem natürlich wieder mit dem für uns typischen Satzgesang – den machen wir schon so lange und verdammt gut. Wir saßen immer irgendwie zwischen den Stühlen: Machen wir jetzt unser Akustik-Ding weiter oder setzen wir auf mehr Mainstream mit Radio-Erfolgen? Jetzt, wo ich ein bisschen mehr Pop-Musik schreibe, müssen wir das mit der Band nicht mehr. Und mit dem Sound heben wir uns auch von der breiten Masse ab. Auf der Tour spielen wir in bestuhlten Theatern, Kirchen und Philharmonien, und auch das ist etwas ganz Besonderes.
Kommen wir nochmal zurück zum Solo-Album. Sie haben neben „Here To Stay“ auch schon weitere Songs veröffentlicht. Unter anderem „Remember“, der den Tod Ihrer Mutter thematisiert. Wie wichtig sind Ihnen diese persönlichen Themen?
Für mich ist es wichtig in meiner Musik auch etwas zu sagen zu haben – und zwar mehr als nur ‚Lass uns rausgehen und feiern‘. Das „Persönlich“ gehört einfach zu mir als Musiker dazu. Und in „Remember“ steckt tatsächlich am meisten von mir drin.
Mögen Sie uns etwas davon erzählen?
Als sie vor zwölf Jahren gestorben ist, habe ich das als sehr ungerecht empfunden. Warum ist sie krank geworden? Warum musste sie sterben? Ich war traurig und habe sie vermisst – aber ich war auch sehr wütend. Heute, nach all den Jahren, weiß ich, so ist einfach das Leben. Ich hatte trotzdem 25 wunderschöne Jahre mit ihr in meinem Leben. Sie hat mir so viel beigebracht und war vor allem in den prägenden Jahren an meiner Seite. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Diese Zeiten versuche ich besonders in meiner Erinnerung zu halten und nicht die, in denen sie krank war. Ich möchte nicht ständig daran denken, wie schwer die letzte Etappe und das Ende waren. Diese Bilder möchte ich nicht in meinem Kopf haben, sondern die vielen schönen Momente davor.
Nun haben Sie selbst eine Familie – zwei Söhne, um genau zu sein – wie bringen Sie Familie und Karriere unter einen Hut? Immerhin haben Sie nun zwei Jobs – wenn man so will.
So viel ist da gar nicht durchorganisiert, es funktioniert alles irgendwie. Ich bin zwar viel im Studio und auch auf Tour, aber ich bin auch viel zu Hause. Manchmal vielleicht zu viel (lacht). Meine Frau arbeitet auch, kann aber ein paar Tage in der Woche von zu Hause arbeiten. Das macht vieles einfacher. Dennoch müssen wir uns gut absprechen. Allerdings ist meine Frau auch sehr locker und das ist ein großes Glück.
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Wenn Ihre Söhne später auch Musiker werden wollen würden, was würden Sie sagen?
Ich bin ehrlich und wenn ich Zweifel hätte, dass das Talent reicht, würde ich es ihnen sagen. Aber wenn sie in der Richtung was auf der Kappe haben, würde ich sie natürlich unterstützen. Wenn ich mich mit irgendwas auskenne, dann mit Musik.
Sie haben viel Erfahrung mit der Musik, sind Sie dennoch nervös vor der Veröffentlichung der Solo-Platte?
Ne, das Album ist so lange in der Mache. Wenn man mit großen Plattenfirmen zusammenarbeitet, dauert es halt eben immer ein bisschen. Außerdem habe ich auch keine riesengroßen Erwartungen. Wenn es keinen Erfolg hat, sehe ich es einfach als tolles Zweitprojekt, was mir selbst großen Spaß gemacht hat. Und allein deshalb hat es sich für mich persönlich gelohnt. Außerdem habe ich ja noch die Mighty Oaks und weiß, dass sich die Tour gut verkauft hat. Das hat schon mal viel von dem Druck rausgenommen, auch solo erfolgreich seien zu müssen. Aber zwei oder drei Songs vom Solo-Album haben schon einige Radio-Plays bekommen und das fühlt sich natürlich toll an.
Die Infos zur Mighty-Oaks-Tour
Mighty Oaks – live 2024: 23.10. Bochum (20 Uhr, Christuskirche, Karten ab ca. 48 € hier), 24.10. Köln (20 Uhr, Philharmonie, Karten ab ca. 55 € hier).