Essen. Unser Autor will den familiären Frieden wahren. Aber das ist eine immer größere Herausforderung. Nicht nur wegen vereinsamter Socken.
Liebe fortgeschrittene Familien mit pubertierenden Kindern, bitte verratet mir doch, ob ich auf dem richtigen Dampfer bin. Die einzige Möglichkeit, Harmonie im Haushalt zu bewahren, liegt doch darin, nicht jedes verirrte Sockenpaar zu bemängeln, nicht auf die fantasievollen Argumentationsweisen des dauergenervten Nachwuchses zu kontern, nicht aber und abermals auf die krümmelbegünstigende Haltung beim Frühstück aufmerksam zu machen, sondern einfach mal den elterlichen Rand zu halten, einfach mal zu akzeptieren, dass gewisse Regeln auch nach der tausendsten Wiederholung nicht beim Empfänger ankommen. Einstecken: Das ist es doch, das Geheimnis zur Aufrechterhaltung des familiären Friedens. Oder?
„Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst“
Es ist erst die Vorpubertät. Und wie Sie merken, scheint eine gewisse Erkenntnis bei mir schon da zu sein. Aber es fällt mir schwer, mich zurückzuhalten, das Rumgemäkel und -getadel einfach mal für mich zu behalten. Noch bin ich der Papa, dem man schnell verzeiht, wenn er zu sehr aufzählt, was alles wieder falsch läuft, lief und laufen wird. Aber irgendwann wird sich das Kind ins Zimmer einschließen und nicht - wie jetzt - nach wenigen Minuten wieder herauskommen. Dann bleibt es drin, selbst wenn die Vaterfaust zum reumütigen Türklopfer ansetzt.
Leben und leben lassen, das ist wohl die Devise. Aber was mache ich dann mit jenen überall herumfliegenden Socken? Mit der restlichen Bekleidung fürs Unterleib, die natürlich in einem Rutsch ausgezogen wird, und dann als eine auf links gedrehte Jeans-Unterhosen-Verbindung irgendwo landet, nur nicht im Wäschekorb? Und das ist nur das Thema Wäsche. Lassen Sie mich bloß nicht mit der Anarchie in der Schultonne anfangen, mit den Klopapier-Rollen, die nicht nachgelegt werden, mit den Diskussionen, die man führt, weil man den Samstagmorgen zusammen einkaufen gehen möchte, mit den ... Stopp! „Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst.“ Ich wiederhole das Mantra! „Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst.“
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.