Unser Autor summt nur noch Lieder von „Pippi Langstrumpf“. Jetzt will seine Tochter offizielle Nachfolgerin von Inger Nilsson werden.

Von was soll ich Ihnen diese Woche eigentlich erzählen, außer vom Piraten-Stammbaum der Familie Langstrumpf? Mit dem Hörspiel „Pippi und die Seeräuber“ wurde ich in den vergangenen Tagen dauerbeschallt, als meine Tochter ihre erste mehrtägige krankheitsbedingte Schulpause hatte. Folgerichtig befiehlt mir seitdem ein Ohrwurm dauerhaft zu trällern: „Seeräuberopa Fabian / Trieb so manchen Schabernack / Kreuz und quer auf dem Ozean / Teuer-hadde-littaniack.“

Pippi Langstrumpf ist schon ein ganz besonderer Fall. Obwohl nicht mal eine digitalisierte Fernsehserie für die Sehgewohnheiten der heutigen Kindergeneration angefertigt wurde, wie bei so vielen anderen Klassikern vergangener Jahrzehnte, ist sie weiterhin ein Idol. Sogar die App-Spiele aus der Villa-Kunterbunt, die die Kleinen heute zocken, haben einen bewusst altmodischen Grafikstil. Und denkt man an jüngste Studien, die jungen Frauen einen immer stärkeren Hang zum Linken, zum Progressiven attestieren, dürfte Pippi auch als feministische Ikone längst nicht ausgedient haben.

Mädchen würden auch heute Schlange stehen für ein Pippi-Langstrumpf-Casting

Aber wäre es nicht trotzdem mal angebracht, eine moderne Neuauflage von Pippis Streichen abzufilmen, dann eben mit echten Menschen statt computergenerierten – alleine, um den Karrierewunsch meiner Tochter zu erfüllen?

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann. 
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann.  © Gelsenkirchen | Catharina Maria Buchholz

Ja, dicke Tränen sind schon gekullert, weil Melia unbedingt die nächste Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf sein möchte. Später, als die Tragik sich wieder etwas gelegt hatte, fragte sie mich, ob sie denn nicht bei einer Neuverfilmung von Pippis Geschichten die Hauptfigur spielen könne. Nun ja, sagte ich, unmöglich sei natürlich nichts. Aber sicher würden auch sehr viele andere Mädchen Schlange stehen, wenn ein Casting für die 2024er-Pippi anstehen würde. „Aber ich werde zeigen, dass ich dann super Quatsch machen kann“, sagte Melia.

Und wenn es trotzdem nicht klappt, fragte ich? „Dann mach ich halt die Musik.“ „Seeräuber Opa Fabian (ist wieder da)“ – schon bald das meistgestreamte Kinderlied im Land.

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.