Wanne-Eickel. Christian Stratmann erfand vor 20 Jahren den Mondpalast in Wanne-Eickel. Man hielt ihn für verrückt. Ein Interview, wie alles begann

Die Gründung eines 500-Plätze-Theaters aus der Privatschatulle, ohne jede Subventionen: Haben Menschen Sie damals abhalten wollen?

Christian Stratmann: Viele! Oder den Vogel gezeigt: „Und dann in Wanne-Eickel. Das funktioniert doch nie“, haben sie gesagt. Aber das hat mich alles nicht berührt. Ich war felsenfest überzeugt, dass das Ruhrgebiet ein Volkstheater braucht. Die Dimension dieses Erfolges hat mich dann allerdings selbst überrascht – und die Strecke! Ich hätte nie gedacht, dass der Mondpalast eine so lange Karriere hinlegt.

Sie kommen nicht vom Theater, waren Vertriebschef in einem großen Zeitschriftenhaus. Geht es am Ende doch ums Verkaufen, was Ihnen am Mondpalast ja überragend geglückt ist? Ist das ein Schlüssel, den subventionierte Bühnen unterschätzen?

Ich glaube schon. Man muss ein absolut verlässliches Produkt bieten. Meines bestand vor allem aus Emotion. Titel „Wir verkaufen schöne Abende!“ Was das ist? Im Palast willkommen sein, sich sofort wohlfühlen und natürlich richtig Spaß haben. Ganz wichtig: Es muss liebevoll gemacht sein!

Der Mondpalast von Wanne-Eickel ist das erste Volkstheater des Ruhrgebiets. Davor war es der recht verstaubte „Saalbau“ der Stadt.
Der Mondpalast von Wanne-Eickel ist das erste Volkstheater des Ruhrgebiets. Davor war es der recht verstaubte „Saalbau“ der Stadt. © IMAGO/Zoonar | imago stock

Haben Sie selbst in dieser langen Zeit, in der Sie jeden Abend persönlich den Einlass gemacht haben, noch etwas gelernt über das Lachen?

Noch mehr als ich es schon gewusst hatte: Wie wahnsinnig gut es den Menschen tut, aus ihrem Trott und Alltag herauszutreten. Wir haben so kleine Aufkleber zum Mitnehmen „Lach’ dich glücklich!“ So hab ich das bei Besuchern bestenfalls erlebt: Da fiel das ganze Gepäck, was wir Menschen so mit uns herumschleppen, für zwei Stunden ab.

Sie haben 2023 verkauft. Ging das emotional leicht?

Das habe ich gedacht: Freiheit ohne Verantwortung! Aber ganz so ist es nicht. Ehrlich: Es beschäftigt mich doch noch.

Ein Highlight ist jährlich das „Dinner for Wanne“ mit Ihnen als Miss Soffie. Bleiben Sie uns dort erhalten?

So lange meine Gesundheit mitmacht, und es gewünscht wird, wird es jedes Jahr „dieselbe Prozedur“ geben. Versprochen!