Essen. Die Americana-Ikonen Julie und Buddy Miller legen mit „In The Throes“ ein neues Album vor. Eine wunderbare Produktion.
Respektierte Urgesteine, preisgekrönte Denkmäler, live-erprobte Tour-Ikonen: Aus der Americana-Szene ist das Musikerpaar Julie und Buddie Miller schlicht und einfach nicht mehr wegzudenken. Die beiden mittlerweile um die 70-Jährigen haben zwar nie so den ganz großen Hit in die Welt gesetzt, aber wo sie überall mitwirkten, um schöne Kunst in die Welt zu setzen, ist legendär.
Nun gibt es endlich mal wieder neuen Stoff unter eigener Flagge, der Zeugnis ablegt von ihrer ungetrübten Inspiration, Spielfreude und Beseeltheit: „In The Throes“ (New West), was man mit „In den Wirren“ übersetzen kann, ist eine wunderbare, altersweise Produktion geworden, die meilenweit weit weg ist von konventionellen Hochglanz-Countryproduktionen – aber wie gemacht für all jene Musikfreunde, die sich für handgemachte Songs und wehmütige November-Stimmungen begeistern können.
Schön abgehangen
Letztlich bedient das Paar dabei das ganze Portfolio der Americana-Schublade. Country- und Folkeinflüsse sind dabei natürlich prägend, schließlich leben die beiden ja in Nashville. Stets schimmert jedoch auch ein wenig Gospel durch, die Wurzeln gründeln im Blues (ziemlich schrullig: „I’ve Been Around“), es darf bisweilen auch ein bisschen dreckig nach Rock und Rockabilly klingen. Das alles wird schön abgehangen präsentiert, der Sound dieser Produktion ist sehr dicht, und die darauf versammelten zwölf Songs prägen zwei nach wie vor starke Stimmen, die nun seit mehr als 40 Jahren grandios miteinander verschmelzen.
Das vierte gemeinsame Album
Diese vierte gemeinsame Veröffentlichung präsentiert sehr persönliche Seiten des Künstlerpaars. Schon der getragene Opener „You’re My Thrill“ zeigt das. Das später folgende „The Painkillers Ain’t Working“ klingt fast ein schmerzvoller rockiger Hilferuf, die Liebesbekundung „I Love You“, bei der gegenseitige Anbetung dezent von Mandolinenfiguren untermalt wird, hingegen ist eine Ballade der besonders schönen Art.
Eines der Highlights dieses Albums ist sicherlich das von Matt Slocums Cellospiel dominierte „The Last Bridge You Will Cross“, bei dem die legendäre Emmylou Harris mal eben für die Backgroundgesänge im Studio vorbeischaute. Stuart Duncans Fiddle veredelt das hymnische „We’re Leavin“. Und den von Bob Dylan mitgeschriebenen Sechsachtel-Waltz „Don’t Make Her Cry“ präsentieren die Millers mit einer Innigkeit, die schlichtweg Gänsehaut bereitet.