Essen. Die Neuauflage des vor 25 Jahren erschienen Debütalbums von Susan Tedeschi bietet etliche Bonustracks - und eine umwerfende Blues-Stimme.
Es gibt für den gemeinen Musikfreund selten, aber immer mal wieder, beim Anhören diese entzückenden Momente für die Ewigkeit. Das kann eine bestimmte Melodiewendung sein, die sich für immer ins Gedächtnis eingräbt. Oder ein cleveres Gitarrenriff.
Oder eine Stimme.
Viele werden sich beispielsweise an das Brummbärentimbre von „Crash Test Dummie“ Brad Roberts erinnern, als der 1993 mit einem sonoren „Mmm Mmm Mmm Mmm“ das Debüt der Band eröffnete und damit die Musikwelt elektrisierte. In einer ähnlichen Liga sang fünf Jahre später Susan Tedeschi mit ihrem ersten Longplayer „Just Won’t Burn“. Ist das etwa Janis Joplin?, schoss es einem als erstes unwillkürlich durch den Kopf, als Tedeschi zum Opener „Rock Me Right“ anhob. So viel Kraft, so viel Druck, so viel Reibeisen, so viel Rebellion. Kurzum: Diese umwerfende Stimme platzte quasi wie ein Scholzscher Doppelwumms in die damalige Musikszene und ist heute, inzwischen mehrfach grammynominiert, nicht mehr wegzudenken.
Viele Bonustracks zum Jubiläum
Zum 25-jährigen Jubiläum des längst Platinstatus gewonnenen Debütalbum ist nun bei Fantasy Records eine um etliche Bonustracks erweiterte Neuauflage herausgekommen, die das Wiederhören lohnt. Tedeschi war damals in der Region Boston eine lokale Bluesgröße, auf kleinen Bühnen zuhause. „Just Won’t Burn“ war ein Wendepunkt für ihre Arbeit, für ihr Renommee. An dieser Stimme war kein Vorbeikommen mehr, zumal ja bald auch die Kooperation mit dem genialen Slidegitarristen Dereck Trucks das neue Kollektiv „Tedeschi Trucks Band“ ins Rampenlicht der weltweiten Blues- und Rootsmusikerszene beförderte.
Ungeheuer viel Energie
Der Jubiläumssilberling ist zum einen interessant, weil er das ganze stilistische Portfolio dieser Sängerin bietet: Das reicht von bluesrockigen Tönen wie dem Opener über leichte Reggaeanleihen („You Need To Be With Me“) und schön shufflenden Sounds („Little By Little“) bis zu souligem Rhythm & Blues („It Hurt So Bad“). So wild ihre Stimme, so ungeschliffen oft ihr Gitarrenspiel. Nicht immer hochvirtuos ist das, aber beseelt von ungeheuer viel Energie und der Suche nach ungewöhnlichen Klängen. Spannend jedenfalls.
Die Neuauflage würzen zum anderen einige bislang unveröffentlichte Bonustracks. Das dahintreibende „Looking For Answers“ gibt es zudem in einer alternativen sowie einer Live-Version – die wenig überraschend die beste ist. Man hört dieser Frau einfach an, dass ihre Kunst über die Jahre durchaus gereift ist.