Essen. Christoph Zöpel, früherer NRW-Minister, hat dazu beigetragen, dass das Revier in Sachen Industriekultur zum Vorreiter wurde. Jetzt wird er 80.
„Zukunft denken und verantworten“ heißt eine verkappte Festschrift für Christoph Zöpel, in der viel von der Stadtentwicklungspolitik der 80er-Jahre in Nordrhein-Westfalen die Rede ist. Kein Wunder, in seiner Amtszeit als Minister für Stadtentwicklung in Nordrhein-Westfalen (1980-1990) ist dem SPD-Politiker Zöpel manche Weichenstellung gelungen.
Allem voran die Internationale Bauausstellung Emscherpark IBA (1989-1999), die nicht nur vieles in der Problemzone nördliches Ruhrgebiet modernisierte, sondern nachhaltig auch das Bild vom Ruhrgebiet nach außen. Dass das Revier in Sachen Industriekultur zum internationalen Vorreiter wurde, ist nicht zuletzt Zöpels entschlossenem Handeln zu verdanken – der etwa dafür sorgte, dass die Weltrekord-Zeche Zollverein schon im Moment ihrer Stilllegung 1986 unter Denkmalschutz stand.
Christoph Zöpel sorgte für „Soziokultur in Industriedenkmälern“
Der heute vor 80 Jahren im schlesischen Gleiwitz geborene, im ostwestfälischen Minden aufgewachsene Zöpel stieg 1969 als Bochumer Ratsherr in die Politik ein. Er sorgte als Minister auch für „Soziokultur in Industriedenkmälern“ – dass es 40 solcher Zentren in NRW gibt, hat nicht zuletzt dafür gesorgt, dass Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre im Revier eine ungewöhnlich breite Kleinkunst, Kabarett- und Comedy-Szene entstand, in der Tegtmeiers Erben Karriere machen konnten.
Ein Erfolgsgeheimnis des intellektuell beschlagenen Politikers Zöpel war, dass er nie Scheu hatte, sich mit denk- und meinungsstarken Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu umgeben. Der vor einem Jahr gestorbene IBA-Organisator Karl Ganser etwa gehört dazu, der als Abteilungsleiter mit Zöpel 1980 im NRW-Ministerium für Landes- und Stadtentwicklung anfing, die Brutalsanierung von Städten zu stoppen und stattdessen das neue Leitbild der erhaltenden Stadterneuerung durchzusetzen, das längst in den nachhaltigen Umbau von Städten gemündet ist. Dazu gehörte Mitte der 80er-Jahre auch das Angebot des Landes, einen Deckel über die A40 zur Verbesserung der Lebensqualität zwischen den Essener Stadtteilen Holsterhausen und Frohnhausen zu zwei Dritteln zu finanzieren. Auf den Deckel warten die Bürger allerdings noch immer – wenngleich die Idee zuletzt wiederbelebt worden war.
Dann wechselte Christoph Zöpel in die Bundespolitik
Als sich die IBA Emscherpark daran machte, die ökologische, architektonische und soziale Erneuerung der Montanregion ins Werk zu setzen, wechselte der wirkungsbewusste Christoph Zöpel in die Bundespolitik – unabhängige Geister wie er neigen nun mal dazu, sich von Zeit zu Zeit neue Herausforderungen zu suchen. Zöpel widmete sich bis 2005 der Auswärtigen Politik, von 1999 bis 2002 war er Staatsminister im Außenministerium. Bis heute lehrt er zudem als Honorarprofessor an der Universität Dortmund Raumentwicklung und an der Universität der jordanischen Hauptstadt Amman. Dem Denkmalschutz blieb Zöpel, der auch Ehrenmitglied des Deutschen Werkbundes ist, über Jahre hinweg als langjähriger Vorsitzender des „Rheinischen Vereins“ erhalten. Für das breite Spektrum seiner Verdienste um den Denkmalschutz wurde er 2021 Hans-Maes-Preis für Denkmalpflege ausgezeichnet.