Berlin/Baden-Baden. Udo Lindenberg mit Apache und Komiker Otto dominieren aktuell die Charts. Ein Rückblick auf die großen deutschen Nummer-eins-Hits der Geschichte.
2023, das scheint in Deutschland bisher das Jahr der Ü70-Granden zu sein, die dank etwa 50 Jahre jüngerer Rapper plötzlich ihre größten Chart-Erfolge feiern können. Erst war es Altrocker Udo Lindenberg (77), derzeit ist es dessen früherer WG-Kumpel Otto Waalkes (74). In einer Happy-Hardcore-Beat-Version und auf Drängen von Ski Aggu und Joost tummelt sich der Komiker Otto derzeit auf Platz eins der Charts. Zuvor tat dies viele Wochen der Altrocker Udo, der sich mit dem populären Rapper Apache 207 zusammengetan hat und mit dem gemeinsamen Lied „Komet“ aktuell immer noch auf Platz zwei steht.
Der Song „Komet“ ist in diesem Jahr, mitten in den angeblich ach so schnelllebigen Zeiten des Musikgeschäfts, zu einem von Deutschlands langlebigsten Nummer-eins-Hits überhaupt geworden. Entscheidend sind hierfür die offiziellen Deutschen Charts, die das Unternehmen GfK Entertainment in Baden-Baden ermittelt. Anfang Februar flog der „Komet“ von Lindenberg und Apache schnell auf Platz eins und bewegte sich monatelang kaum von dort weg. Von den bisher 24 Wochen des Jahres 2023 war „Komet“ 15 Wochen ganz oben.
Den Rekord hält Matthias Reim
Beinahe hätte das Rocker-Rapper-Duo den Rekord von Pop-Schlagersänger Matthias Reim (65) eingestellt, der seit 33 Jahren den erfolgreichsten deutschsprachigen Nummer-eins-Hit sein Eigen nennen kann. Der Herzschmerz-Hit „Verdammt, ich lieb’ Dich“ hielt sich 1990, im Jahr der Wiedervereinigung, 16 Wochen lang auf dem ersten Platz - anders als Lindenberg und Apache sogar ununterbrochen.
Abgesehen von „Komet“ und „Verdammt, ich lieb’ Dich“ haben lediglich zwei Lieder noch länger auf Platz eins in Deutschland gestanden, seit es hierzulande wöchentliche Charts gibt. Das war zum einen 2017 der Sommerhit „Despacito“ von Latin-Pop-Sänger Luis Fonsi und dem Rapper Daddy Yankee. Zum anderen war es 1978 der Ohrwurm „Rivers of Babylon“ von der Disco-Formation Boney M.
„Wöchentliche Charts werden in Deutschland seit Januar 1971 (Single-Charts) beziehungsweise September 1978 (Album-Charts) ermittelt“, sagt GfK-Entertainment-Sprecher Hans Schmucker in Baden-Baden zur Musikgeschichte der Bundesrepublik. „Zwischen 1954 und 1965 wurden die deutschen Single-Charts monatlich ermittelt; zwischen 1965 und 1971 im Zwei-Wochen-Rhythmus.“
Caterina Valente und Freddy Quinn
Im Internet kursieren auch Angaben über langlebige Nummer-eins-Hits aus den 50er Jahren in der Bundesrepublik, zum Beispiel zu „Ganz Paris träumt von der Liebe“ von Caterina Valente, „Heimweh“ von Freddy Quinn oder „Cindy, oh Cindy“ von Margot Eskens.
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Warum im Jahr 2023 „Komet“ von Udo Lindenberg und Apache 207 in Deutschland so gut läuft, das ist in weiten Teilen Interpretationssache. Jedenfalls kann der Hit der Musiker mit 52 Jahren Altersunterschied auch als Bindeglied verschiedener Generationen verstanden werden, als Verbindung von Deutschrock und Hip-Hop, als Überwindung von Grenzen.
Gleiches gilt auch für Ottos aktuellen Ohrwurm auf der Eins. Während oft von einer Spaltung der Gesellschaft in Jung und Alt (manchmal gar Alt gegen Jung) geredet wird, wird hier einfach der angebliche Generationenkonflikt weggefeiert. Boomer und Generation Z können eben auch gemeinsam Musik machen, Hits produzieren und Geld verdienen.
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Die langlebigsten Nummer-eins-Hits in Deutschland sind:
17 Wochen: „Rivers of Babylon“, Boney M. (1978), „Despacito“, Luis Fonsi( 2017); 16 Wochen: „Verdammt, ich lieb’ Dich“, Matthias Reim (1990); 15 Wochen: „Komet“, Udo Lindenberg & Apache 207 (2023), „Shape of You“, Ed Sheeran (2017), „Butterfly“, Danyel Gérard (1971).
14 Wochen: „Dragostea din teï“, O-Zone (2004); 13 Wochen: „All I Want for Christmas Is You“, Mariah Carey (jeweils Weihnachten), „Poker Face“, Lady Gaga (2009), „My Heart Will Go On“, Céline Dion (1998), „Das Boot“, U 96 (1992), „I’d Love You To Want Me“, Lobo (1973, 1974), „Paloma Blanca“, George Baker Selection (1975)